Fischauge ’97 – unterwegs in Nordfriesland

Inhalt

1. Fischauge ?!? Was ist das?

  1. Portraits der Stationen
    2.1 Braderup
    2.2 Ladelund
    2.3 Langenhorn
    2.4 Risum-Lindholm
  2. Alle Filme
    3.1 Braderup
    3.2 Ladelund
    3.3 Langenhorn
    3.4 Risum-Lindholm

1. Fischauge ?!? Was ist das?

Fischauge ist ein rollendes Videocamp – Medienarbeit auf dem Lande.

In den Sommerferien bietet Fischauge die Möglichkeit zur kreativen und reflektierten Auseinandersetzung mit dem Medium Video und ist ein Angebot für Kinder und Jugendliche im ländlichen Raum, die sonst nur wenig Gelegenheit haben, kompetent begleitet im Bereich Video und Film zu arbeiten.

In großen Zelten schlägt das Medienmobil ein „Video-Camp“ auf und macht in verschiedenen Dörfern einer Region für jeweils 5 Tage Station. Ausgestattet mit zwei semi-professionellen Schnittplätzen, Kameras, einer mobilen Bühne, Requisiten, einer Super8-Filmausrüstung sowie Licht- und Tonutensilien. Kostenlos und ohne Anmeldung bietet das Camp allen Ideen und Aktionen Raum, ist ständig geöffnet und wird 4 Wochen von einem 6-köpfigen Team betreut.

Auf dem Dorfplatz können so Kinder und Jugendliche erste Erfahrungen mit der Welt der bewegten Bilder sammeln – sie produzieren Filme. Wichtig dabei: Die Ideen und Bilder werden nicht nach altbekannten TV-Normen beurteilt. Jede/r Jugendliche hat die Kompetenz, Bilder zu gestalten, seine Form der Beobachtung oder Inszenierung zu entwickeln. Oft entstehen so ungewöhnliche Bilder und Filme, die aus den Mustern der Fernsehkost herausfallen.

Etwa 30 Teilnehmer pro Station arbeiten in unterschiedlichen Film-Teams an ihrer Idee. Unterstützt durch die Mitarbeiter recherchieren sie, drehen, sichten und schneiden ihr Werk. Präsentation ist dann nachts auf einer Großbildleinwand. OpenAir genießen das Dorfpublikum die Filme und die Jugendlichen den reichlichen Applaus. Über 100 Jugendliche und Kinder produzierten dieses Jahr 24 Filme und gestalteten zum Abschluss gemeinsam eine Live-Sendung im Offenen Kanal Flensburg.

In diesem Dorf passiert doch garnix!

So antwortete ein Jugendlicher auf die Frage eines Mitarbeiters, was er hier denn so filmenswert fände. Der Junge hat wiederholt, dass in seinem Dorf wirklich nichts passiere. Eine unglaubliche Antwort, denkt man an die 1000 Einwohner, die hier wohnen. Das Umfeld für die Filme sind also automatisch Personen. Und jede Person agiert, jede! Also gibt es Geschichten, die entstehen. Das Dorf ist in ständiger Bewegung. Aber für die Augen des Jugendlichen ist das Dorf „natürlich“ stehengeblieben, still, leer, wie ein Gemälde aus reinem Weiß. Es gibt nichts zu sehen und also auch nicht zu erzählen, außer zu sagen, dass es hier nichts zu erzählen gibt. Die Antwort kam in einem Tonfall, der die Langeweile als Bezug des Jugendlichen zu seinem Dorf verdeutlichte. Diese Atmosphäre der Langeweile breitet sich dort aus, wo er sich mit seinen Freunden trifft: Bei der Post, vor dem Supermarkt…Überhaupt der Supermarkt als Referenzpunkt. Für all die Dörfer, mindestens die ohne Sportverein und Feuerwehr. Der Supermarkt als kleine Szenerie, als Treffpunkt, Beobachtungsposten um abzuwarten, dass etwas geschehe, sich etwas ereigne… Und was wäre für diesen Jugendlichen ein Ereignis? Wäre etwas Wichtiges geschehen, hätte er es als solches bemerkt, beachtet? Die Langeweile scheint das Hauptmerkmal aller Dörfer zu sein. Hauptvokabular der Jugendlichen für die Beschreibung ihrer Region und gängiges Klischee zugleich.

Nordfriesland war das Ziel von Fischauge’97. Genauer: Das rollende Videocamp war dieses Jahr in vier Gemeinden im nördlichen Nordfriesland, unweit der dänischen Grenze unterwegs. Und die Struktur der Dörfer in Nordfriesland und die landschaftlichen Gegebenheiten nahmen natürlich Einfluss auf die Aktion: Die Dörfer der diesjährigen Stationen in Nordfriesland haben einen komplett anderen Aufbau, als die „Haufendörfer“ der schleswig-holsteinischen Ostseeküste und als die Stationen des Vorjahres mit gewachsenem Zentrum, Neubaugebiet oder „einverleibten“ Bauernhöfen.

Straßendörfer sind in Nordfriesland die typische Form: 3, 4 manchmal 9 Kilometer an einer Landstraße gelegen, ohne bebautes Hinterland, ohne Verbindungswege innerhalb des Dorfes. Die Kirche bietet manchmal ein zweites, kleines Zentrum, etwas abseits der Strasse gelegen. Wie die Höfe, Siedlungshäuser und Wohngebäude ist auch die Tankstelle in diese „Aufreihung“ der Hauptstraße entlang integriert. Die Geschäfte, ein Bäcker, vielleicht ein kleiner Supermarkt, ein Blumenmarkt sind ebenso, meist konzentriert in der topografischen Mitte des Dorfes direkt an der einzigen Straße angesiedelt.

Die Beziehungen Jugendlicher innerhalb des Dorfes sind dieser Form angepasst. Schon durch die reine Entfernung unterschiedliche Ortsteile bilden sich Subzentren, bei der Bäckerfiliale am Westende des Dorfes etwa, oder vor der Raiffeisenbank.

Für die Arbeit in Fischauge’97 bedeutete das auch: Oft war kein lokalpatriotisches „Wir aus …“ zu hören sondern gar ein Wettstreit zweier Sportvereine, zweier Treffpunkte. Viele Jugendliche waren kaum über Gegebenheiten der anderen Dorfhälfte informiert. Neubauten, Geschäftspleiten, eine neue Maschinenhalle… sonst oft Punkt von Diskussionen und Berichten waren sie immer nur einem Teil der Teilnehmer des Camps bekannt. Das Wir-Gefühl eines Dorfes definierte sich frühestens gegenüber „den Bredstedtern“, dem „TSV Leck“ etc.

Nachbarschaftscliquen ja, Dorfcliquen nein! Der Wohnort innerhalb des Dorfes spielte oft eine größere Rolle, als die gemeinsame Schule… eine nicht nur den Erfahrungen von Fischauge’96 (im Kreis Rendsburg-Eckernförde) entgegenstehende Erfahrung. So aber entstehen Filme, deren Inhalt tatsächlich für einige neu ist. Berichte vom anderen Ende des Dorfes sozusagen, in jedem Fall aber ein dankbares Publikum schon innerhalb der Teilnehmerschaft.

„Einkaufsbummel in Leck“

Fischauge’97 in Nordfriesland bedeutete auch: Eine sehr starke ländliche Ausrichtung der Interessen der Jugendlichen. Eine Orientierung der Jugendlichen an der nächstgelegenen Kleinstadt bedeutet auch eine Ausrichtung ihrer Maßstäbe, ihrer Ansprüche am kleinstädtischen Angebot. An Freizeit-Einrichtungen, Kino, Diskothek, Sport, aber auch an kulturellen Einflüssen, politischem Engagement und Konsumangeboten einer Kleinstadt. Der große Samstags-Einkauf mit der ganzen Familie führt meist nicht etwa nach Flensburg, sondern nach Niebüll, Leck oder im Höchstfall Husum.

Andererseits kennen die Jugendlichen ihre unmittelbare Umgebung, die einzelnen Dörfer der Flächengemeinden überraschend gut. Bei der Absprache von Drehorten mitten zwischen Feld und Weide dienten Gehöfte und Bachläufe als Orientierung, die der Aufmerksamkeit des Teams oft schlicht entgingen. Die Jugendlichen kennen ihre Dörfer und doch gibt es viel zu entdecken, viel zu beobachten …Menschen:

Die Annäherung des Pädagogischen an das Filmische
dort, wo sich der filmische Bereich auf die Beobachtung stützt.

Wir versuchen, die Beobachtung als Methode der Gestaltung von Filmen hervorzuheben. Schon bei „Fischauge’96“ lag ein Schwerpunkt der Arbeit darin, die Beobachtung als Grundlage der Gestaltung eines Bildes zu etablieren.

Die Beobachtung, das Hinsehen wird betont, um so Bilderfolgen von Dauer gestalten zu können. Eine Dauer, die vom Zuschauer verlangt, sich Zeit zu nehmen; Zeit, die Bilder zu verstehen, die Geschichten und Personen in den Bildern.

Und schließlich, mit der Zeit teilt sich eine Aktion mit, eine Entwicklung, manchmal nur Tendenzen. Filmische Geduld entsteht, die den Jugendlichen erlaubt, sich Themen zu nähern, die vorher neu, unbekannt, nie gedacht waren.

Eine Beobachtung und eine Dauer, die gemeinsam den Jugendlichen eine enge Beziehung mit einem Thema vermitteln, mit den darin agierenden Personen. Das Projekt Fischauge möchte ein Hinsehen fördern, das auch auffordert, die Neugierde, die Neugierde der Jugendlichen zu entdecken. Und durch diese neu entdeckte Neugierde können die filmenden Jugendlichen das für sie Wesentliche ihres Themas entwickeln. Unentdecktes wird wesentlich, vermeintlich Wichtiges ist zu vernachlässigen. Die eigene, die persönliche Herangehensweise wird entwickelt – manche nennen es den „persönlichen Stil“.

Beobachten zu lehren scheint ein unmöglicher Akt in 5 Tagen. Wenn die Jugendlichen nie in ihrem Leben eine Kamera berührt haben, und wenn sie nun ihren Dörfern durch den Sucher begegnen, die sie bislang nur als ein Zuhause, einen Alltag, vielleicht als einen Ort der Gewohnheit erlebt und wahrgenommen haben. Nun sind sie aus den täglichen Abläufen herausgerissen.

Unser Camp im Dorfzentrum bildet eine kleine Welt. Zumindest einen Erfahrungsraum, in dem für eine Woche neue Dinge, neue Menschen, neue Regeln erscheinen. So vieles ist erlaubt, alles scheint möglich. Themen, Herangehensweisen, Genres, Arbeitszeiten & -rhythmen, Bildkompositionen, Montage… das Camp erlaubt, gibt Spielraum, es darf von den Jugendlichen „besetzt“ werden. Aus dieser neuen Basis am vertrauten Platz heraus beginnen die Kinder und Jugendlichen, Personen aus ihrem Dorf zu entdecken, Menschen und Situationen, die sie früher nicht wirklich gesehen haben. Sie fangen an, in die Charaktere der Menschen einzudringen, in ihr alltägliches Leben. Sie beginnen, jede ihrer Bewegungen zu beachten; jede der kleinen Bewegungen.

Mit dem Projekt Fischauge versuchen wir, uns an das Phänomen der Beobachtung, der Dauer und der Alltäglichkeit anzunähern. Mit diesem Projekt haben die Jugendlichen die Möglichkeit, intime Bilder zu gestalten, Bilder, die die Alltäglichkeiten zeigen, Bilder, die sehr nah an ihren Alltag gebunden sind. Fischauge wählt den Weg der Beobachtung und oft gilt dieser als langweilig. Die Beobachtung steht im Gegensatz zur Rasanz und Bewegung unserer Epoche. Und natürlich hat die Beobachtung nicht nur mit dem Blick zu tun, mit dem idealen Bildausschnitt.

Die Beobachtung ist, das Bild in seiner Gesamtheit zu verstehen, die Komplexität der Vorgänge, die einer Bildgestaltung vorausgehen… nicht nur im filmischen Bereich. Beobachten, Interesse zeigen wirkt hier natürlich auch als soziale Komponente. Aufmerksam hinsehen, ein Thema bestimmen, eine Geschichte erzählen… Situation entdecken und verfolgen… Schwerpunkte setzen, den Film montieren, schließlich auf der Bühne vor allen präsentieren. All dieses Auswählen gehört zum Bereich der Beobachtung. Und so wird eine Sensibilität hervorgehoben, die im Fernsehen verloren wurde. Die Beobachtung wird hier vom Kommentar ersetzt, die langen Aktionen ohnehin von Vordenkern moderiert.

Fischauge’97 – die als Zuschauer gewohnten Strukturen aufbrechend wechseln die Jugendlichen, abseits der TV-Muster, in die Rolle der frei und kreativ agierenden Produzenten.

2 Portraits der Stationen

2.1 Braderup

Braderup ist klein, sehr klein, 800 Einwohner und kurz vor der dänischen Grenze gelegen. Das Camp entsteht auf der Pastoratwiese und avanciert zur Dorfmitte… Ansprechpartner ist hier die Kirchengemeinde und eine engagierte Lokalpolitikerin. Echte Sommersonne brennt auf die dunklen Zelte und die anfänglichen Bedenken vor dem ersten Camp weichen schnell der Freude, dass es nun nach all der Vorbereitung endlich los geht. Es fängt gleich mit einer Besonderheit an, mit einem reinen Mädchen-Camp. Auf Wunsch der Ansprechpartnerinnen ist dies für uns eine interessante Variante des Projektes Fischauge. 24 Teilnehmerinnen zwischen 8 und 18 Jahren, 6 Filmteams. Ein insgesamt ruhiges Camp, sehr unterschiedliche Gruppen begegnen sich. Die Filmprojekte werden intensiv vorangetrieben, doch gegen 17 Uhr ist täglich die Luft raus. Große Überraschung!

Das morgendliche Frühstück ist der besinnliche Auftakt. Alle Mädchen sind dabei – ein Pflichtprogramm? Erst allmählich wird neben der Arbeit auch deutlich, dass für einige Mädchen das Camp eher von Elternhand organisierte Ferienbeschäftigung ist. Hartes Motivationstraining der Mitarbeiter mit zwei Teams. Sonst sehr selbständige Arbeit. Ruhe, Kaffeepause mit elterlichen Kuchenbergen und ein Filmabend am Mittwoch. Die hohe Schule des Animationsfilms zeigt sich auf der Leinwand, Jugendliche, Eltern und Einheimische staunen und lachen. Die Open-Air-Präsentation unter hohen Bäumen gerät , ganz nordfriesischer Natur, zum Dorffest: Der Bürgermeister steht am Rundgrill, die Salatbar biegt sich und die Filme erleben ein großes Publikum mit brausendem Applaus.

 

2.2 Ladelund

20 km nördlich von Leck, 1200 Einwohner, ein Straßendorf mit Hinterland-Bebauung, Sparkasse, Supermarkt, Freibad und ein dominierender Sportverein. Dieser ist auch unser Ansprechpartner vor Ort.

Etwas abseits gelegen ist der Sportplatz Standort des Camps. Der anfänglich vom Ansprechpartner erhobene Teilnahmebeitrag von 10 DM stiftet Verwirrung bei den Kindern und Jugendlichen – doch Fischauge bleibt kostenlos. – Sehr unterschiedliche Jugendliche und „Gangs“ treffen aufeinander. Einige Teilnehmer übernachten im Camp, bis spät in die Nacht wird gefilmt und geschnitten. Zum ersten Mal wird einfache Trickfilmanimation eingesetzt. Der erste Themenfilm („VON FRÜHER“) entsteht, Sturzregen durchnässt die Bundeswehrzelte, die erste Technik streikt und der Fön läuft zu Hochformen auf: Rekorder aufschrauben, vorsichtig warme Luft einblasen und hoffen…

Luxus bietet die Sporthallendusche, das Sportlerheim hilft mit trockenen Räumen. Ein engagierter Ansprechpartner, 24 Teilnehmer, 120 Präsentationsbesucher, und viele Eltern im Camp… 7 Filme und die Präsentation in der Sporthalle mit hunderten Sockfüßen.

2.3 Langenhorn

Ein für Nordfriesland typisches Dorf von 7 Kilometer Länge und ca. 2000 Einwohnern, die Häuser aufgereiht an der Hauptstraße.

Langenhorn stellt jedoch mit seinem Jugendzentrum eine Besonderheit unter den nordfriesischen Gemeinden dar. Hier ist auch der ideale Platz für unser Camp.

Große Plakataktion des Partners vor Ort: Der Jugendtreff-Erzieher sorgt für „Fischauge allover“. Der erwartete Andrang an Teilnehmern bleibt jedoch zu Beginn aus. Hitze!!! Nur schleppend bilden sich Gruppen. Schließlich entstehen viele kleine Filmteams. Fast ausschließlich Besucher des Jugendtreffs, teilweise in der Ausbildung und deshalb mit anderem Zeitplan: Nachtaktiv im Camp. Auffällig auch die große Altersspanne von 10 bis 26 Jahren. Viele Gäste gucken nur kurz in das Camp, besuchen Freunde. Die Filmideen haben überwiegend Spielfilmcharakter, Themen aus dem Dorf liegen meist fern. Dann das große Finale am Donnerstag: Die Präsentation, ein multimediales Showereignis: Mit Blasorchester, Turngruppe und selbstverständlich Grillwurst. Der Cola-Automat arbeitet auf Hochtouren, wie auch die Band StuPlaGu auf unserem Bühnenanhänger. Und natürlich die Filmpräsentation auf großer Videoleinwand. Etwa 160 Besucher aus interessierten Schaulustigen, Eltern und Teilnehmern – ein Fest!

2.4 Risum-Lindholm

2300 Einwohner, 9 Kilometer langes Straßendorf, entstanden aus den Orten Risum und Lindholm. „Das Friesendorf“, hier lebt die friesische Sprache und so ist denn auch der Friesen-Verein unser Ansprechpartner. Das Camp, am Rande des Dorfes auf dem Gelände der Dänisch-Friesischen Schule gelegen. Anfänglich viel Regen und wenige Teilnehmer. Zu wenig öffentliche Werbung für die Aktion? Dennoch 7 Filme entstehen, ausschließlich Dokumentarisches, meist Themen aus der unmittelbaren Umgebung der Jugendlichen.

Weitere Teilnehmer steigen am zweiten Tag in laufende Projekte ein, Schwung kommt in die Massen. Und dann: Der technische Breakdown, videotischer Super-GAU: Die beiden semiprofesionellen Hartschnittplätze streiken. Aus Kiel wird ein Ersatz-Player „eingeflogen“. Doch nun streikt der Recorder… unser Ansprechpartner in Risum-Lindholm ist Elektroniker, wir löten den Kabelbrüchen hinterher, doch Carstens Platz bleibt hinter den Schnittplätzen, Schnitt mit „Play/Pause“ wie in alten Zeiten, doch schlussendlich: Grillwurst unter’m Regenschirm, die Präsentation in der anliegenden Halle tröstet mit vollem Haus. Familien, Nachbarn, Gefilmte, Filmende und Neugierige… alle blicken auf die blau leuchtende Leinwand, kurze Dankesreden an alle Engagierten und ein letzter Film, der parallel noch geschnitten wird. 100 Besucher, 20 Gäste aus dem vorherigen Camp Langenhorn und wie zum Hohn am nächsten Tag, ein sonniges Frühstück mit Allen, Eistee, Wespen, Sonnenbrillen… Sommer in Nordfriesland.

3 Alle Filme

Der Filmkatalog: Arbeitsprozesse und Herangehensweisen der Jugendlichen, Team-Interventionen, thematische Tendenzen und Probleme werden anhand jedes einzelnen Filmes skizziert. So wird die Vielfalt der Ideen, Ansätze und Methoden deutlich, die in den vier Dörfern verarbeitet wurden. 24 Filme aus Nordfriesland – Einblicke in das Projekt Fischauge.
3.1 Braderup

Leben auf dem Bauernhof

Silke, Sarina, Imke (9 Jahre)
Dokumentarfilm mit Musik – 5’20 min

Inhalt:
Tiere eines Bauernhofes: Kühe, Gänse, Hasen, Schafe, Katzen. Und letztere können fliegen, Imke demonstriert den Trick und schleudert ein ums andere Mal liebevoll die Katzenbabys ins Stroh. Gebäude werden kurz erklärt, Menschen kreuzen den Blick der Kamera. Schließlich der Hühnerstall und die flehende Bitte des Landwirts:“ Die Hühnerscheiße braucht ihr ja nicht unbedingt zu filmen“… denkste!

Entstehung:
5 Stunden rannten die Mädchen am ersten Tag durch ihr Dorf – mit vollem Equipment! Leider etwas voreilig und deshalb ohne Kassette! Der Kardinalfehler. Aber es sollte ja sowieso lieber der Bauernhof sein, also ab zu Bauer Petersen. Dort filmten die Mädchen einen langen Tag. Selbständig teilten sie ihre Zeit ein: Filmen oder Spielen oder beides. Mit Katzen jonglieren und das auch noch filmen! Ganz selbstverständlich gingen sie mit der Kamera um, natürlich erstellten sie einen Schnittplan, schließlich folgte der Schnitt. Hut ab! Viel Ausdauer und dicke Freundschaft im Team, harte Arbeit und schließlich ein „tierischer“ Applaus bei der Dorf-Präsentation.

Skater Movie

Daniela, Sabrina, Svenja,
Nancy, Annika, Jaqueline; (13/15 Jahre)
Reportage/Clip – 8min

Inhalt:
Was machen eigentlich die kultigen Skater aus dem Nachbardorf so?
Ein bisschen Interview und viel Skateraction, und der Trickmischer darf natürlich auch nicht fehlen.

Entstehung:
Was müssen wir denn machen?- hm, Ihr müsst gar nichts, was wollt ihr denn gerne machen?-Ja weiß nich‘!-
So weit zur Motivation am Anfang. Doch dann ging es los.
Skater an sich sind schon mal Klasse und im Nachbardorf gab es sogar welche. Also nichts wie hin!

Das einfache Storybord war schnell geschrieben. Das erste filmischen Treffen mit den Skatern. Plötzlich ist dieser Rollentausch von den bewundernden Zuschauerinnen zu Filmemacherinnen schwierig, das Filmen eher peinlich…

Motivationsarbeit für gleich zwei Mitarbeiter. So kommt es denn schließlich doch zu einer Menge Material. Permanente Auseinandersetzungen innerhalb des Teams sorgen immer für ausreichend Abwechslung und Dynamik… und kosten Kraft.

So auch das filmische Ergebnis: Viele schnelle Skaterszenen, ein Interviewpart und natürlich Musik. Das Werk ist geschafft! Der Mitarbeiter nicht minder und das Filmteam begeistert vom Ergebnis harter Arbeit. Als später sogar die Skater klatschen, strahlen 5 Gesichter auf der Bühne…

Vizir ist out

Steffi, Jule, One (12 Jahre)
Umfrage – 7’40 min

Inhalt:
Womit wird Wäsche wirklich weiß? – Eine Umfrage quer durch das Dorf. In alter Werbe-Manier ist das Team auf der Suche nach dem weißesten Handtuch der Welt. Die Frau des Bürgermeisters, Junggesellen, in der Bäckerei… und schließlich die Preisverleihung, unspektakulär und doch der eigentliche Höhepunkt.

Entstehung:
Langeweile… 3 Mädchen sitzen am Rande des Camps im Gras. Schließlich ziehen sie mit der Kamera los auf der Suche nach „Stoff“. Ein Joke sollte ihre Waschmittelumfrage werden. Doch die ersten Ergebnisse enttäuschen sie. Weniger die Aufnahmen, die Bildgestaltung, als vielmehr die verschlossenen Reaktionen der Menschen im Dorf. Aber auch die unerwartete Ernsthaftigkeit in der Reaktion einiger weniger, die viel zu perfekt mitspielen. Denn eigentlich wollten die drei doch ihre „Kandidaten“ so richtig in die Pfanne hauen. Und so übernimmt denn auch eine Mutter die Hauptrolle, weil sie die Waschmittelwerbung perfekter zu imitieren weiß, als das Team selbst…

Dieser Film wurde zur Schweißarbeit. Neue Ideen zu entwickeln, spontan zu reagieren, gar zu agieren, fiel den Mädchen sehr schwer. Und auch: Sich selber und das Film-Projekt ernst zu nehmen, dem Film einen auch für spätere Zuschauer einen Reiz zu geben… Der Mitarbeiter muss immer wieder aufmuntern, eine Perspektive herausarbeiten. Eine harte Herausforderung war auch die Kontinuität, über den kurzen Joke hinaus, diese Reportage auch fertigzustellen, zu schneiden und vor den anderen Teilnehmerinnen im Camp zu vertreten. Die Präsentation, der Beifall aller am Ende war umso wichtiger und eine echte Rückenstärkung.

The city never sleeps… Braderup!

Maike, Simone (14/15)
Dokumentarfilm – 7 min

Inhalt:
Das Dorf Braderup. Geschäfte und ihre Inhaber werden vorgestellt und interviewt. Vom Antiquitätengeschäft über die Tankstelle und die Bäckerei bis zum Umweltlabor… fast schon eine Metropole… dazu eine Portion guter Musik.

Entstehung:
Ein Geschäftsreport, die Idee ist schnell geboren. Die beiden entwerfen einen Fragenkatalog und laufen los. Doch beim ersten Sichten wird klar: Sie hätten es sich selber etwas freier und lockerer gewünscht. Zwei weitere Runden, Nachfragen, grübeln und prüfen, was diesmal schief erscheint. Die Technik jedenfalls wird spontan und unverkrampft genutzt. Der Schnittplan kündigt 30 Minuten an! Kurzer Durchhänger, sie kürzen auf 7 Minuten, sichten und analysieren ihr Verhalten, Reaktionen, Umgang mit der Kamera, mit den Bildern. Die Kamera wackelt, der Ton knarrt, die Scheu, zu filmen, wirklich hinzusehen… Aufmerksam erkennen sie sehr viele Haken und doch verfallen sie nicht in verfrühten, alles blockierenden Perfektionismus. So können sie den Charakter ihres Filmes erhalten, Simones flotte Zunge, Maikes gezielten Blick. Mit Musik werden einige Szenen zusätzlich gepusht.

Friedhof der Bauernhoftiere

Sonja, Anna, Kristina, Melanie, Andrea (15/16)
Märchendoku? – 8 min

Inhalt:
In Braderup können die Tiere sprechen: Die Ziege meckert mit dem Schaf, der Neufundländer macht das Ferkel an, die Gänse diskutieren über Urlaubsziele und Sommerhitze – einfach märchenhaft? Schnitt: Besuch beim Dorfschlachter. In der Kühlkammer erläutert er die Anatomie am Haken baumelnder Schlachttiere, ein enthäutetes Schwein, eine Ziege… „Ihr müsst nur nicht wissen, was ihr da esst, dann schmeckt das auch!“ – Mahlzeit!

Entstehung:
Die 4 Mädchen aus der Nachbargemeinde Uphusum grübeln kurz, besteigen ihre Drahtesel und sind verschwunden. Tiere auf dem Bauernhof filmen sie. Doch, großer Schreck, nur für Sekundenbruchteile erkennt man wirklich Tiere. Im Telebereich schwankt und schwenkt die Kamera besinnungslos umher, auf der Suche nach Hühnerfüßen und Lämmerschwänzen. Standbilder und Zeitlupe werden andiskutiert. Die Gruppe verlangt ein Stativ. Ab auf’n Hof! Das neue Resultat begeistert alle; charakteristische Stimmen und Texte für die verschiedenen Tiere werden gesammelt. Schnatternde Gänse, ängstliche Schafe. Der Bildschnitt geht ohne Probleme von statten, die Vertonung hingegen beschäftigt viele Stunden: Unzählige Sprecher werden engagiert, Texte spontan gesponnen und oft 5,6 Mal wiederholt. Schweißarbeit im heißen, weil olivgrünen Zelt…

Und fast nebenbei wird der Schlachter drangehängt. Die Mädchen hatten auf dem Rückweg bei ihm ‚reingeschaut und verleihen durch seine liebevolle, aber knochentrockene Kühlkammer-Führung dem Werk einen besonderen Dreh.

Die Präsentation: Das Publikum staunt und der Schlachter schlägt sich auf die Schenkel.

Western-Milch

Britta, Mirjam, Elena, Katrin (16-18)
Spielfilm – 10min

Inhalt:
Ein Western. Das bekannte Schema: Die Gute, die Böse…

Die Gute reitet die einsame Strasse entlang. Geht in den Saloon und bestellt eine Milch („Netter Barmann, eigentlich!“). Kommt die Böse herein, bestellt einen Kakao („blöder Barmann, der !“) und haut die Gute vom Hocker. Diese weiß sich zu wehren und pariert mit einem Haken. Flucht!!! Bei der Verfolgungsjagd zu Pferd trifft die Pistole alles und jeden, nur nicht die Gute. Schade um das Finale, denn auch Ton- und Kamerafrau werden dahingerafft…

Entstehung:
Pferde zu Filmstars! Schon vor dem Camp haben die Pferdenärrinnen einen Western geplant. In voller Montur, mit Colt, Stetson, Sporen und O-Beinen stiefeln sie später durch den Film. Sehr schnell ist die Story in einzelnen Einstellungen aufgemalt, Drehorte werden gesucht. Die Komplexität eines Spielfilms ist den Mädchen völlig klar. Ort- und Zeitsprünge, aus drei Räumen im Film einen konstruieren… Gegenlicht und eigensinnige Pferde stellen sich in den Weg. Der Ton im Saloon fehlt! Erstmal die Bilder chronologisch montieren. Die Technik des wild blinkenden Schnittplatzes verwirrt anfangs, doch beim Nachvertonen mit Kokosnüssen im Kieskasten, Wassergläsern und Synchrondialogen ist ein Ende in Sicht. Schönste Country-Klänge verfeinern dieses Werk, den ersten Spielfilm von Fischauge’97.

 

3.2 Ladelund

Die verrückte Welt von Ladelund

Frank, Kevin, André, Timo (8-10)
Phantasiefilm – 6’30 min

Inhalt:
In Ladelund können nicht nur Menschen sprechen, sondern auch Katzen und Autos. Frischgemüse versichert seine Qualität und Häuser bedauern, dass sie abgerissen werden sollen. Monster und Geister beeindrucken den Zuschauer. Ein alter singender Baum ist der Höhepunkt des Films.

Entstehung:
Die Phantasie, Kreativität und der Humor zeigen sich schon bei den ersten Aufnahmen der ursprünglich drei Jungen. Spontanität ersetzt jedes Storyboard. Gezielt filmen sie Gegenstände und Tiere und kommentieren unfreiwillig komisch, aber doch gewollt humorvoll. Sie sprechen für die Dinge. Durch den Neuzugang im Team leidet die Idee: Aus Witzen werden Blödeleien. Das Filmen wird zäh; doch beim Schnitt sind alle voll dabei.

Vermisst

Jens , Daniel, Michael, Fabian, Florian (12-14)
Spielfilm – 3’10min

Inhalt:
Ein Märchen: Wütend verwandelt die Hexe den frechen Herbert Westermeier in einen Schuh. Doch ein Landstreicher hat sie beobachtet und berichtet aufgeregt dem Feuerwehrmann. Gemeinsam suchen sie den Schuh, der (ganz märchenlike, wie er bemerkt) lautstark um Hilfe fleht. Ein Kuss vor Freude über diese geldverheißende Sensation lässt auch den Landstreicher zum 2. Schuh mutieren. Ende gut, alles gut: Ein neues Paar Schuhe für den Feuerwehrmann!

Entstehung:
Ein Spielfilm in drei Akten. Kaum von den Fahrrädern gesprungen, sprudelt die Idee hervor. Doch zuerst ziehen sie wie alle mit der Kamera durchs Dorf. Schnell wird die Rollenverteilung klar: Die zwei Denker und Sprecher sowie die mutigen Filmer.- Das Filmteam brennt darauf, im Camp zu übernachten, sie basteln im Zelt an ihrer Märchen-Idee und überraschen um 23 Uhr mit der Präsentation des ersten Aktes: Live gespielt, in Kostümen auf der mobilen OK-Bühne. Um die Energie zu nutzen, setzt sich ein Mitarbeiter noch in der Nacht mit dem Team an einen Tisch und schreibt die komplizierte Geschichte auf. Am nächsten Tag folgt ein Storyboard. Die filmische Abfolge wird verdeutlicht, Aufzug und Perspektive überdacht, die Handlung auf einen Akt zusammengeschrieben.

Kostümpläne werden erstellt, Requisiten gesammelt und ab in den Wald. Bei den Dreharbeiten sollte die Rolle des Regisseurs eigentlich ständig wechseln, doch schnell hat jeder seine festen Funktionen. Die Mitarbeiterin hält den Schirm… Klar, dass nicht chronologisch gedreht wurde. Und so wartet das Material später mit kleinen Schönheitsfehlern auf: Der Landstreicher sitzt im Bild, obwohl er vorher doch in einen Schuh verwandelt wurde… zurück in den Wald. Beim Schnitt faszinieren manchmal mehr der Fußball vor dem Zelt oder die anderen Gruppen im Camp… der Regisseur bleibt standhaft, und bei der Präsentation stehen vier stolze Filmemacher ganz vorne im Rampenlicht.

Die Steinbildhauerin von Ladelund

Ina, Sabrina, Tanja (alle 13 Jahre)
Portrait – 12 min

Inhalt:
Handwerk, Alltag und Persönlichkeit der im Ort ansässigen Bildhauerin. Das Arbeiten mit den unterschiedlichen Geräten, die Entwicklung eines Werkes vom groben Steinklotz zum formvollendeten Kunstwerk. Vor allem aber auch die Ideen und Gedanken der Künstlerin, der Frau, die vertraut und aufgeschlossen die Filmemacher durch ihr Haus führt.

Entstehung:
Aus unterschiedlichsten Interessen in der Gruppe heraus kündigen sich die Mädchen beim Bürgermeister, dem Amt, dem Pastor und bei der Bildhauerin an. Doch schon beim ersten Besuch im Hause der Bildhauerin entschließen sie sich zum alleinigen Portrait über diese Frau: Zu faszinierend scheint das Handwerk und die Ausstrahlung der Künstlerin. Sensibel und mit großer Neugierde beobachten und erforschen sie durch die Linse den Werdegang des Materials und der Steinbildhauerin selbst. Die eigene Begeisterung spiegelt sich in ihren Bildern und Fragen wieder und schafft es, die vertraute Atmosphäre auch im Film zu transportieren.

Nova-Musik-Clip

Stefan, Lars, Sven, Danni (15-18)
Musikvideo – 3’30min

Inhalt:
Bilder und Musik, eine Session in der Scheune, Skate-Tricks und Protest-Posen. Dazu verfremdete Proberaum-Szenen und dämmrige Partystimmung.

Entstehung:
Fünf Jungs im Alter von 15-18. Zusammen „NOVA“, die junge Band aus Ladelund – Cool schlurfen sie um das Camp, schnappen sich schließlich eine Kamera und verschwinden in die Nacht… nur Carsten weiß, wohin. Am nächsten Tag sichten sie ihre Aufnahmen. Ein Musikclip soll es werden. Die Augen sind noch klein am frühen Nachmittag, doch schon groß genug, um den ersten Dämpfer zu erleben. „Doch ’ne Sache der Übung, dieser Filmkram.“ Weitere Aufnahmen im Probenraum: Die Bilder gefallen, doch der Ton sorgt für Gelächter. Schnell ist klar: Eine Tonaufnahme von NOVA muss her. Das Endprodukt rückt in den Hintergrund, die Kamera und der Spaß am Filmen begeistert jetzt vorrangig. So werden kurzerhand die Bandmitglieder beim Skateboardfahren und auf der Party an der alten Anglerhütte gefilmt. Beim Schnitt entsteht so ein Stimmungsclip. Einige Filmer entdecken spät abends die Möglichkeiten des Trickmischers und sie beginnen, mit Ton- und Bildrhythmus, mit Tempo und Aussage zu spielen.

Spar-Report

Ingo, Stefan; (16/17 Jahre)
Reportage – 5 min

Inhalt:
Das kulturelle Zentrum jedes nordfriesischen Dorfes ist der Spar-Supermarkt. So wollten die beiden mal genauer wissen, was diesen Markt so besonders macht und ob es nicht doch etwas an ihm auszusetzen gäbe.

Entstehung:
Schon nach den ersten Probeaufnahmen stand die Idee fest. Der Spar-Report muss es sein. Schnell werden Interviewfragen entworfen und mit Kamera und Mikro ausgerüstet geht’s ab zum Supermarkt. Supermarktbesucher bekamen ein großes gelbes Mikro vorgehalten: Informationen über Kaufverhalten und Zufriedenheit wurden gesammelt. Doch schnell wurden die Fragen knapp, neue wurden entworfen. – Die Leute eilten vorbei, der große Fragenzettel störte, und auf die Antworten wollte Ingo auch noch eingehen! Stress und Rückzug, neuer Versuch. Schließlich war alles im Kasten. Mit einem Rundgang durch den Supermarkt und erklärenden Worten zum Warenangebot war genug Material gesammelt. Das Schneiden war schnell erklärt. Weitere Begleitung durch die Mitarbeiter war hier nicht so sehr erwünscht. „Ja, Ja, wir machen das schon, wir kommen zurecht“, hieß immer, wenn wir uns ihrem Schnittzelt näherten.

So entstand eine Supermarktanalyse ganz eigener Art, trocken, aber bestimmt.

Von Früher – KZ-Gedenkstätte

Carina, Karin, Janina (12-14)
Dokumentarfilm – 7 min

Inhalt:
Die Gedenkstätte für das KZ-Außenlager in Ladelund mit ihren eindrucksvollen und bewegenden Bilden, kommentiert mit geschichtlichen Texten aus der Ausstellung. Schließlich ein Interview mit einem Zeitzeugen.

Entstehung:
Die Idee, eine Dokumentation über die hiesige KZ-Gedenkstätte zu erstellen, kristallisierte sich erst sehr spät aus der Gruppe heraus und ging über Heimatmuseum, Bürgermeister und den Sportverein.

Nicht zuletzt durch die Beteiligung von Klaus Kellmann von der Landeszentrale für politische Bildung entwickelte sich denn nicht nur eine filmische, sondern auch eine politische Auseinandersetzung mit dem Thema. Für die drei Mädchen war es der erste Besuch der Gedenkstätte! So wurde denn auch, angesichts der sehr erschreckenden Bilder, die Kamera schnell nebensächlich, eine Reflektion des Gesehenen notwendiger.

Der zweite Besuch brachte dann die nötigen Bilder und Töne für den Film. Ein Gespräch mit einem Zeitzeugen entsteht, alle Mädchen kannten ihn, doch die formulierten Fragen erschlossen mehr, als die tägliche Begegnung im Dorf. Auch das im Kasten, ging es dann an den Schnitt. Mit Hilfe zweier Videorecorder wurde ganz nach alter Manier, ohne Schnörkel, der Film erstellt.

So auch das Ergebnis: Die Texte der Ausstellung werden vorgelesen, Bildertafeln gefilmt und montiert. Der Film bleibt sachlich und stellt plastisch die Geschehnisse der damaligen Zeit dar.

Rebbel-Chips

Sebastian, Alex, Björn (14/15)
Spielfilm/Animation – 6’30min

Inhalt:
Die Rebbels leben weit entfernt in einem anderen Planetensystem. Doch eine Seuche, die ihre grüne Haut verzehrt, lässt eine Abordnung im Ufo vor dem Ladelunder Spar-Markt landen. Sie suchen die einzige Medizin: Chips, Chips, Chips.

Der Supermarkt wird grünfingrig durchwühlt, die Chips werden ins Raumschiff gebeamt. Schnell noch ein Ersatzteil einbauen, eine Live-Schaltung auf den Heimatplaneten, und schon werden die Triebwerke wieder gezündet… back home…

Entstehung:
Wirklich begeistert waren die drei Jungs ja nicht von ihren Bildern aus dem Dorf. Und Sebastians eigene Kamera hatte schon viel „Kram“ abgedreht. Ein wenig lange Gesichter im verregneten Camp. Von selbst kam ihnen kein anderes Genre in den Sinn. Mit zwei Mitarbeitern dann ein ausgedehntes brainstorming. Ja, wirklich? Sogar einen Science-fiction „dürfen“ wir drehen? Dann könnten wir ja… Plötzlich purzelten die Ideen. Mit viel Elan und einem Storyboard wird der 1. Tag spät beendet. – Die Dreharbeiten gehen gut voran. Sogar einige Animationsszenen stehen auf dem Drehplan. Die Jungen verbinden Real- & Trickfilm: Die grünen Knetmännchen, danach real grüngepinselte Gummistiefel & Handschuhe für die Naheinstellungen. Die Rollen in der Gruppe sind sehr scharf abgegrenzt, für dieses Team eine Möglichkeit, konzentrierter zu arbeiten. Jeder ist in seinem Bereich aufmerksam und verantwortlich: Kamera, Requisiten, Trickbewegungen… Unzählige Requisiten werden zusammengetragen, als special effect zaubert Sebastian Silvesterknaller hervor: So kann das Raumschiff mit Funkenstrahl starten. Und dann frisst die Kamera die lange erkämpften Aufnahmen. Die Nacht wird zum Tag gemacht, Szenen werden nachgedreht, bis kurz vor der Präsentation wird im feuchten Zelt geschnitten. Eine aufwendige Produktion mit vielen regen-technischen Stolpersteinen. Der eigentliche Erzählstrang, Dramaturgie und Logik sind nicht ganz flüssig. Zu schwierig schien es, von den sprudelnden Ideen der Gruppe Abstriche zu machen. Weniger Story, weniger Einstellungen und so mehr Ruhe in der Produktion hätte den teilweise sehr ambitionierten Filmern vielleicht mehr Basis für weitere Arbeiten gegeben.

Doch schon jetzt steht ein Spielfilm auf dem Plan. Und die „Rebbel-Chips“ hat das Film-Team siegessicher zu einigen Videowettbewerben geschickt.

 

3.3 Langenhorn

Von Tür zu Tür

Michael, Wolfgang (14/14)
Umfrage/Reportage – 4’20 min

Inhalt:
Der Titel verrät nur die Hälfte: Michael und Wolfgang ziehen durch den Ort von Haus zu Haus und befragen die Menschen zum Thema

„Schule- damals und heute“.

Entstehung:
Obgleich mitten in den Ferien, möchten die beiden Filmemacher das Thema Schule bearbeiten. Sofort interessiert sie der Vergleich ihrer eigenen Schulatmosphäre mit den Erinnerungen und Erfahrungen Älterer, historischer Schulbesuche. Zu Beginn erhalten sie eher einen Eindruck über die Vielfalt verschlossener Haustüren in Langenhorn. Doch hartnäckig bleiben die beiden beim Thema. Auch ältere Einwohner merken, das es hier nicht um lustige Haustürsketche geht und erzählen aus vergangenen Zeiten. Kurze Erinnerungen meist, eine alte Lehrerin war ganz zufrieden und auch jüngere Erwachsene berichten von aus heutiger Sicht unglaublichen Dingen… Das Team arbeitet im Camp etwas konfus. Zu interessant sind all die anderen Geschehnisse rundum, Wolfgang muss zum Rindertreiben, Michael zum Mittagessen nach Hause. Unterwegs aber offenbaren sie einen einfühlsamen Stil im Gespräch und mit viel Applaus und dem Gelächter anwesender Gefilmter stellen sie bei der Präsentation die einzige Reportage dieses Camps vor.

Das A-Team

Hauke, Lars, Dirk (23-25)
Sketch – 10’10’10 min

Inhalt:
Das A(nfänger)-Team und seine Wundergarage: Ein PKW fährt hinein, Staub, Blitze, Funken und ein Motorrad fährt hinaus. Wieder hinein und ein Oldtimer erscheint, verwandelt sich in einen Van, dieser in eine Schubkarre, schließlich in ein Kinder-Dreirad…

Dazu gepfefferte Musik aus der rockigen Sammlung des Teams und ein Geräusch-Soundtrack der besonderen Art.

Entstehung:
Hauke, Lars und Dirk schauen ins Camp, schnacken mit einigen Jugendlichen, hocken wieder im Auto, schlendern herum. Mit 23-25 Jahren ist für sie die Hemmschwelle bei diesem Jugendcamp sehr hoch. Sie lassen sich die Möglichkeiten und den Ablauf erläutern und verschwinden wieder. Irgendwann ziehen sie zu Probeaufnahmen los und sichten diese sehr aufmerksam.

Am 2. Tag spät abends „fordern“ sie schließlich eine Kamera und brausen los. Das Ergebnis: In 2 Stunden drehten sie das Material für diesen kuriosen Verwandlungsclip. Mit vielen Ideen und Engagement setzten sie die Idee von den Wundergarage inclusive Funkensprühen, Schweißblitzen und Nebelkanone um. Dann der Schnitt: Für sie vom technischen Ablauf her völlig unkompliziert. Sehr viel Musik soll untergebracht werden. Sie arbeiten ruhig und besonnen, nehmen aber so auch den notwendigen Schwung aus dem Film, der den eigentlichen Witz verdeutlicht hätten. 10 Minuten sind zuviel für diesen kurzen Sketch. Doch für die Drei, selbst Musiker, ist die Länge notwenig, um die gewünschte Musik unterzubringen. Schwung bringt wieder die Nachvertonung der Werkstattgeräusche. Den Monitor im Blick werden die 10 Minuten mit Autotüren, Kuchenblechen und Bohrmaschinen aufwendig vertont…“täuschend echt“! Mit zeitlichem Abstand, bei der Live-Sendung am Ende der 4 Camps, erkennen sie später die Längen ihres Werkes. Doch zunächst wollen sie ohnehin mit dem Mobilstudio des Offenen Kanals ihre Band filmen und einige Konzerte der nordfriesischen Musikszene mitschneiden. Ein „Rock in NF“-Magazin ist geboren.

Captain Starlight gegen Messerking

Niels, Kadir, Jan, Bibo, Thimo (12-15)
Trickfilm, Super8 – 2’20min

Inhalt:
Ein Raumschiff gerät auf feindliches Terrain, wird abgeschossen und stürzt auf einen von Gabeln regierten Planeten. Die drei Kosmonauten können sich rechtzeitig aus ihrem Wrack herausbeamen und wähnen sich in Sicherheit. Doch auf Befehl des grausamen Machthabers Messerking hin werden sie von Gabeln umstellt. Mit Hilfe ihrer Geheimwaffe auch dies kein Hindernis. Sie gewinnen den Kampf, flüchten zum gegnerischen Raumschiff und können im letzten Augenblick entkommen. Messerking guckt in die Röhre und ist außer sich…

Entstehung:
Vier Science-fiction begeisterte Jungs bringen Reisetaschen voller Raumschiffmodelle und Utensilien mit. Die restlichen Requisiten werden improvisiert. Nach der Fertigstellung des Drehbuches geht’s ab zum Set: Die nächstgelegene Sandkiste. Hier werden in konzentrierter, geduldiger und sehr exakter Arbeit verfremdete Playmobilmännchen und gestylte Raumschiffe animiert, d.h. Millimeter für Millimeter bewegt und in Einzelbildern auf Zelluloid gebannt. Super8-Film ermöglicht echten Trickfilm. Die Vier entwickeln ihren Film selber. Auf Video umkopiert, wird das Material der Handlung entsprechend mit Effekten versehen. Zuletzt die Nachvertonung. Ein Mikro in der Mitte, synchron gesprochen, „echte“ Spacemusik unterlegt und wieder einmal hat Captain Starlight eines seiner Weltraumabenteuer erfolgreich bestanden. 2’20 min lang, 32 Grad in der Sandkiste, eine klemmende Kamerablende, Raumschiffe und Tennisball-Planeten am seidenen Faden und natürlich 4 neue Filmbesessene.

3 mal Weiß

Nesrin, Wiebke (14/15)
Thriller – 9min

Inhalt:
Aus der Psychiatrie Langenhorn wird der Serienmörder Richard Weiß in eine Pflegefamilie entlassen. Er flieht erneut (die spektakuläre Bettlaken-Nummer!) und findet Unterschlupf in einer alten Waldhütte. Der Blutrausch erfasst Richard Weiß erneut! Er tötet zwei Frauen durch brutale Messerstiche. Die Angst geht um in Langenhorn…

Erst das vermeintliche dritte Opfer streckt den Psycho-Mörder mit einem Handtaschen-Schlag nieder und alarmiert die Polizei.

Die Erleichterung bleibt im Halse stecken: Die letzte Filmeinstellung zeigt eine Hand, die das herrenlose Meuchelmesser erneut ergreift…

Entstehung:
Die Filmidee und die Handlung wurden recht schnell gefunden. Danach wurde das Storyboard mit den Kameraeinstellungen erstellt, Requisiten, Verkleidungen und Schauspieler organisiert. Einzelne Szenen wurden dann genau nach Storybord gespielt und gedreht und, wie sollte es bei einem Krimi anders sein, oft bis in die späten Abendstunden hinein.

Dabei wurde häufig mit der Kameraperspektive experimentiert, sodass jede Szene mindestens dreimal durch gespielt wurde. Nachdem jede Szene gefilmt war, wurde geschnitten und nachvertont. Hier zeigte sich schnell, dass nach all der Filmerei, und zum Ausgleich wenig Schlaf, die Power ‚raus war.

StuPlaGu

Carmen, Arne, Christopher (15-18)
Bandportrait – 9min

Inhalt:
STUHLPLASMATICGUM heißt die angesagte Bredstedter Band, die ihre Musik zwischen Bösen Onkelz und Rammstein ansiedelt. Ein Portrait über diese Band: Gespräche auf der Couch, ein Gig auf der Wiese, Statements der Eltern und natürlich: Viel Musik.

Entstehung:
Welch‘ ein Team! Carmens Idee, die Lokalmatadoren der örtlichen Musikszene zu portraitieren, wird ohne Protest akzeptiert. Und so läuft auch die Arbeit: Eine engagierte Regisseurin und ihre beiden Techniker. Die Geduld und gute Laune der Band fördert die Produktion sehr. Der Drehplan ist prall gefüllt: Probenraum, Gespräche auf dem Sofa an verschiedenen Orten (Kiesgrube, Bahngleise…) .. Carmen sortiert schweren Herzens aus. Sie setzt 2 Kameras synchron ein und schneidet in aufwendiger Arbeit ein sehr lebendiges Portrait zusammen. Die Nachvertonung ist vielleicht zu komplex angelegt: Eine Mitarbeiterin schneidet mit Carmen bis in die Nacht, ihr Team ist apathisch bis begeistert und die Band hat eine neue Managerin.

3.4 Risum-Lindholm

Olli; (17)
Reportage – 4’50min

Inhalt:
Das rege Treiben auf dem Videocamp: Wie entsteht ein Film unter Bedingungen, die so gar nicht an ein Fernsehstudio erinnern. Und dann mit Jugendlichen, die meist noch nie eine Kamera vor dem Auge hatten, geschweige dem einen richtigen Film gedreht haben.

Entstehung:
Nach einigem Hin und Her in der Teamfindung entschloss sich Olli, im Alleingang einen Film zu machen. Es sollte nichts Großes werden, aber doch schon alles zeigen, was so auf dem Camp und umher passiert. So schnappte sich Olli eine Kamera und filmte überall dort, wo Gruppen arbeiteten.

Viele Stunden dokumentierte Olli, im Eifer wurde altes Material überspielt. Nur Arbeit fand ihren Weg auf das Band, Pausen, Erholung oder Beratungen schloss Olli aus. Vielleicht zu unspektakulär, vielleicht zu persönlich? Das Band war gefällt mit unterschiedlichsten Ausschnitten. Jetzt war eine Auswahl schwierig. Beobachten heißt auch, Gesehenes zu strukturieren. Ein roter Faden musste her.

Die Zeit drängte, noch 3 Stunden Zeit und ein Haufen defekter Schnitttechnik. Stress für Mensch, Maschine und wechselnde Mitarbeiter. Ein subjektiver Blick auf die Produktionsarbeit im Camp, das erste Ein-Personen-Projekt und ein wirbelnder Regenschirm.

Ein Vormittag auf dem Bauernhof von Boy-Erich in Uhlebüll

Barbara, Anne (10)
Dokumentarfilm – 13min

Inhalt:
Boy-Erich und sein Bruder bewirtschaften einen Hof. Beide sind älteren Semesters. Mit ihrem Auto befahren sie die Bullenkoppeln und kontrollieren Elektrozäune und Viehtränken. Ihre jahrelang trainierte Konversation mit unwiderstehlichem Charme, ihre natürlichen Bewegungen vor der Kamera und die finale „Bullendressur“ begeistern jeden.

Entstehung:
Fasziniert waren Anne und Barbara von dem älteren Bauern, der mit seinem Bruder einen Hof in der Nähe bewirtschaftete. Kurioses, Verwunderliches, Beeindruckendes wussten sie schon im Vorfeld zu berichten. Sie zogen los und kehrten enttäuscht zurück: Ein Arbeitstag auf dem Hof wartet nicht auf Filmteams, die Brüder waren auf dem Feld. Am nächsten Tag klappte es ganz früh. Und so beobachtete dieses Team gefesselt jede Bewegung, jede Handlung von Boy Erich. Die Kamera war mit dem Auge verwachsen, nie hätten sie abgesetzt oder gewagt, eine Frage zu stellen! Sie holpern mit dem Auto über die Koppeln, filmen den geheimnisvollen Elektozaunprüfstock, die Bullenfütterung und selbst die hysterischen Schreie der Jungbullen aus wenigen Metern Entfernung.

Fast zwei Stunden Material, ein fertiger Film. Und doch wird es, publikumskompatibel, gekürzt. Die beiden Mädchen schneiden routiniert, freuen sich still und können kaum glauben, dass sie die Faszination für ihre Hauptpersonen tatsächlich durch den Film auch anderen mitteilen können. Und auch Boy Erich sieht seinen Film. „Aber die Stimme“, fragt er anschließend, „ist das wirklich meine?“

Föhr-Report

Lena, Nadine, Monja, Birte (14-16)
Reportage – 7’10 min

Inhalt:
Die Wiker Dampfschiffahrtsreederei (WDR) in Dagebüll kennt im Norden ein jeder. Ihre Schiffe pendeln zwischen Festland und nordfriesischen Inseln, Sylt, Föhr, Amrum… Dieser Film blickt hinter die Kulissen: In den Maschinenraum der Schiffe, in die Kombüse, auf die Brücke. Wissenswertes von Kapitän und Maschinisten; Anlegemanöver und der Alltag der Matrosen. Kurze Schnitte und Bildverfremdungen überraschen und lockern auf.

Entstehung:
Erst am zweiten Tag ist dieses Filmteam vollständig. Die mühevoll gefundene Filmidee wird schnell von den Hinzugekommenen übernommen und plötzlich enthusiastisch verfolgt. Schnell eine Drehgenehmigung für die Fähre, gegenseitige Kameraeinweisung noch an der Verladerampe und ahoi. Die 4 Mädchen kurven ohne Begleitung 6 Stunden auf dem Schiff zwischen den Inseln hin und her und filmen begeistert. Am nächsten Tag folgt das Sichten, Nachdrehen und ein viel diskutierter Schnittplan.

Doch der Schnitt selbst kann nur 2 Mädchen fesseln. Lustlos ziehen die beiden anderen die Kraft aus dem Projekt. Die Technik vermag kurz zu interessieren, doch erst der Trickmischer und die Kombination von Effekten kann wieder mitreißen. Bei der Nachvertonung schließlich schwitzt der Mitarbeiter: 2:2, Euphorie und Flappe, eine gespaltene Gruppe, die hier ihren letzten Schritt wirklich hart erkämpft. Filmproduktion auch als Ausdauer-Übung.

Unsere Haustiere

Martje, Sünje, Ina,Jörn (8-10)
Dokumentarfilm – 7’30min

Inhalt:
Leben von Katz und Maus: Zwei Geschwisterpaare schließen filmisch Freundschaft mit den Haustieren des jeweils anderen.

Entstehung:
Nach anfänglichem Besuch auf einem Bauernhof kehren die Vier überfordert von dessen Größe zu ihren eigenen Haustieren zurück. Das erleichtert das Filmen enorm, denn zu denen wissen die Kinder viele Geschichten zu erzählen! Lebendiges Spielen mit dem Kater, den Kaninchen, Ausplaudern der Eigenheiten und Vorlieben … und die Kamera ist immer dabei, schnell ist der Zuschauer mit den Geheimnissen vertraut. – Die Vier arbeiten ausgesprochen selbständig. Als jüngstes Team aller Camps produzieren sie in dieser Woche konzentrierter als viele andere einen kompletten Film. – Motiviert radeln sie vor Beginn des Camps auf das Gelände. Das Thema „Tiere“ ist schon lange geklärt. Sie finden ihren eigenen Rhythmus, spielen zwischendurch und machen Mittagspause. Im Schnitt sind die Abläufe schnell verstanden. In eigenem Vokabular erklären sie anderen Teilnehmern die einfachen Schritte zum Sichten und Schneiden. So kommt denn auch ihr Film ohne Tricks und Nachvertonung, eben ganz natürlich daher.

Die Kraft des Windes

Jan, Jan & Markus (15/16)
Lehrfilm/Reportage – 18 min

Inhalt:
Windenergie – ein dominantes Thema in Nordfriesland. Wie funktioniert eine moderne Windkraftanlage, die Einspeisung ins Netz und die finanzielle Vergütung der Energieleistung? Oben im Gehäuse eines Windrades, eine Führung durch ein Umspannwerk, Kommentar, Musik.

Entstehung:
20 Themen hatte diese Gruppe auf dem Zettel: Fußball in Risum-Lindholm, Tennis in Risum-Lindholm, das Freibad von Risum-Lindholm, die neue Straßenbeleuchtung von Risum-Lindholm…

Film-Erfahrung ist teilweise vorhanden. Beim Thema Windkraft treffen sich die Interessen. Telefonrecherche, Interviewtermine mit Anlagenbetreibern, dem Sprecher des Energiekonzernes, ein Date mit Technikern bei der Inspektion oben im Rotorgehäuse… Das Team Jan, Jan & Markus arbeitet nach stockendem Beginn mit Feuereifer. Fragenkataloge, Diagramme. Über die wissenschaftliche und technische Faszination vergessen sie die filmische Gestaltung. Sie verlieren die späteren Zuschauer aus dem Blick, sind von den Farbbroschüren eingenommen und von stundenlangen Ausführungen der Windrad-Firma. „Ob denn vielleicht der Name unseres Spitzenmodells kurz erwähnt werden könnte?“…

Bei aller Routine wird der Ton schnell nicht mehr kontrolliert… Wackelkontakt am Mikrofon…kein Ton auf der Videocassette! Auch die Sensation, der weite Blick oben aus dem Rotorgehäuse muss erkämpft werden: Der Wind ist sehr stark, die Kamera ob der immensen Spannung des Generators nervös.

Filmisch versuchen die drei bewusst einen Spagat zwischen Reportage und Lehrfilm. Sie teilen den einzelnen Film-Bausteinen Inhalte und Bilder zu und wechseln zwischen Info-Passagen und ruhigen Bildern von Windmühlen mit Musik. Doch die Faszination für Daten und Schaltungen gewinnt, der Film geht auf die 40 Minuten zu! Schweren Herzens und nicht ohne Konflikte kippen sie langatmige Erläuterungen eines Ingenieurs aus dem Film. Doch jetzt ist das Konzept durcheinander. Zeitdruck, Grillgeruch in der Luft und das Team auf der Suche nach auflockernden Kommentaren.

Der Funke zündet, Jans Zunge lockert sich, die Stimmung steigt; am Freitag dann die Erkenntnis, dass die Zuschauersicht mehr berücksichtigt werden muss.

Die Rohaufnahmen bleiben in Risum-Lindholm: Im Herbst ist von Jan, Jan & Markus die 2. Version zu erwarten…

De Geele Köm (Teepunsch)

Eike, Gesche (15-16 Jahre)
Dokumentarfilm – 11min

Inhalt:
Das Nationalgetränk im hohen Norden: Geele Köm (Anis-Schnaps) mit gut Zucker und heißem Wasser, das belebt Tote und stärkt für eisige Wattwanderungen im Spätherbst. Nicht verstehen… probieren.

Dazu Gespräche auf friesisch über die friesische Minderheit, Identität und Generationenkonflikte. Man hört sich rein.

Entstehung:
Ein wenig herbestellt steht Gesche im Camp. Doch irgendwie hätte sie ja schon Lust was zu filmen, so über Behinderte auf’m Bauernhof oder so. Oder in friesisch… das könnt ihr dann gar nicht verstehen!…

Eike und Gesche verstehen und sprechen friesisch und erzählen in ihrem Film auch von der gespaltenen Identifikation mit dieser Sprache, mit der Zugehörigkeit zum Volk der Friesen. Schulmeister Jürgen wird gefilmt, der mit seiner ganzen Familie nur friesisch spricht, und Gesches Tante, deren Kinder sich weigern, die Sprache ihrer Mutter zu lernen. Beim Sichten lassen sich die beiden nicht gerne über die Schulter schauen, nur langsam nehmen sie auch das restliche arbeitende Camp wahr, sie tauen auf und schließlich folgt der Teepunschtest: Die Putzfrau als Kandidatin erntet der Film im Friesendorf Risum-Lindholm den Applaus der Insider und schmunzelnde Gesichter der noch immer grübelnden Nicht-Friesen: Was kann es nur heißen, dieses „schraafen“???