Offener Kanal und Minderheiten (Oktober 2007)

1   Vorbemerkungen
2   Multiplikatorenaus- und fortbildung
3   Sendungen in Minderheitensprachen im OK Fernsehen
4   Sendungen in Minderheitensprachen im OK Hörfunk
5   Ausblick

1 Vorbemerkung

Nach dem OK-Gesetz sind dem Offenen Kanal ausdrücklich „eigene Beiträge, die Verbreitung von Werbung oder die Gestaltung eines eigenen Rahmenprogramms“ untersagt. Wenn der OKSH nach § 2 Abs. 1 OK-Gesetz „einen Beitrag zur Förderung der Minderheitsprachen“ leistet, so muss er dies innerhalb des gesetzlichen Rahmens tun. OK-Aktivitäten zur Förderung von Minderheiten­sprachen können deshalb ausschließlich fördernden, unterstützenden oder qualifizierenden Charakter haben. Dies allerdings entspricht genau dem Selbstverständnis des Offenen Kanals, Bürgerinnnen und Bürgern einen eigenen Zugang zum Rundfunk zu ermöglichen. Sprachliche Minderheiten sind dabei viel eher als andere Minderheiten in der Lage, sich in einem Medium, das ja per se auf die sprachliche Kommunikation angewiesen ist, zu artikulieren. Allerdings kann dies im Offenen Kanal nur geschehen, in dem die Minderheit selbst das Wort ergreift.

Alle Aktivitäten des Offenen Kanals können deshalb nur darauf hinauslaufen, sprachlichen Minderheiten den Zugang zum Offenen Kanal so einfach wie möglich zu gestalten. Dass dies ein besonderes Anliegen des Offenen Kanals ist, dokumentiert auch das Logo des Offenen Kanals Schleswig-Holstein, in dem „Minderheiten“ ausdrücklich aufgeführt sind.

Zur Praxis: Da die Mittel des Offenen Kanals beschränkt sind, ist er darauf ange­wiesen, bei der Unterstützung von Minderheitensprachen effektiv zu arbeiten.

  • Ein Schwerpunkt der OK- Aktivitäten besteht deshalb in der Ausbildung von Multiplikatoren, Mitgliedern der Minderheit selbst, um sie in die Lage zu versetzen, den Offenen Kanal kompetent zu nutzen.

Darüber hinaus engagiert sich der Offenen Kanal für sprachliche Minderheiten mit besonderem Nachdruck dadurch,

  • die Minderheiten gezielt auf die Möglichkeiten des Offenen Kanals hinzuweisen,
  • den Minderheiten besondere technische Möglichkeiten und
  • für die aus diesen Aktivitäten entstehenden Beiträge eine ausreichende Sende­fläche und ggf. auch Verbreitungsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen.

Neben den Ausführungen zu den Sendeaktivitäten im Hörfunk und Fernsehen finden sich in dieser Vorlage deshalb auch Bemerkungen zu Ausbildungsaktivitäten. Dabei spielen der OKF (mit dem Schwerpunkt dänisch) und der OK Westküste (mit dem Schwerpunkt friesisch) wegen ihrer Lage eine besondere Rolle.
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2 Multiplikatorenaus- und -fortbildung

Im OKWK und im OKF haben in den letzten Jahren eine Reihe von Angeboten zur Ausbildung von Multiplikatoren stattgefunden. So qualifizierte z.B im OKF im Januar 2006 in Kooperation mit der dänischen Schule in Hattlund sowohl eine Lehrer- als auch eine Schülergruppe im Umgang mit Videokamera und Schnittcomputer. Im März 2006 führte der OK Flensburg ein Multiplikatoren-Projekt mit dem dänischen Schulverein durch. Lehrerinnen und Lehrer wurden mit dem Medium Video vertraut gemacht, um es im Anschluss daran gezielt als Hilfsmittel im Sprachunterricht einsetzen zu können. Im August und im Oktober 2006 schulte der OKF im Fjordvejens Børnehave (dem dänischen Kindergarten Eckernförde) im Rahmen zweier Videofilmprojekte Pädagoginnen und Pädagogen im Hinblick auf die Einsatzmöglichkeiten von Videokameras in ihrer Arbeit. Im OKWK gab es, hauptsächlich 2004 und 2005, vergleichbare Angebote im Bereich Hörfunk.Darüber hinaus führte der OKF 2006 Videoprojekte beispielsweise mit der Jes-Kruse-Skolen in Eckernförde und mit der Foreningen Norden durch. Bei beiden Projekten produzierten Schülerinnen und Schüler bzw. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst Beiträge.

An der Westküste fanden 2003 acht Workshops statt, in denen im Rahmen eines Projektes der ULR Mitglieder der friesischsprachigen und der dänischsprachigen Minderheit als Multiplikatoren geschult wurden. Aus finanziellen Gründen konnte das Projekt nicht fortgeführt werden. Eines der Ergebnisse war aber, dass Ausbildungsaktivitäten im Hörfunk für die friesischsprachige Minderheit besonders erfolgversprechend sind (s. dazu „5 Ausblick„).

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3 Sendungen in Minderheitensprachen im OK Fernsehen

3.1 Dänisch
Der Offene Kanal unterstützt durch die Beistellung von Praktikanten die Aufzeichnung besonderer Veranstaltungen durch Bürgerinnen und Bürger mit dem mobilen TV-Studio. So wurde beispielsweise im Jahr 2006 im OKF mit einem eigens zu diesem Zweck geschulten Mobilstudio-Team des Sydslevigs danske Ungdomsforeninger (SdU), dem Dachverband der dänischen Jugendorganisationen, das Jahrestreffen der dänischen Minderheit in Schleswig aufgezeichnet. Weitere Einsätze des Mobilstudios fanden auch in Sønderjylland selbst statt. Seit Juni 2007 sendet der OKF in einem regelmäßigen monatlichen Sendefenster die einstündige Sendung „Magasin Aabenraa Lokal TV“ – eine Produktion des dänischen Bürgerfernsehsenders Aabenraa Lokal TV, die über die kulturellen und gesellschaftlichen Ereignisse in der deutsch/dänischen Grenzregion berichtet. Aus der „Videoværksted Haderslev“ werden seit April 2007 14tägig Trick-, Animations- und Kurzfilme im OKF ausgestrahlt.

3.2 Friesisch
Beiträge auf Friesisch wurden gelegentlich von einzelnen Nutzerinnen oder Nutzern im OKF zur Sendung gebracht.

3.3 Niederdeutsch
Ein Schwerpunkt von niederdeutschen TV-Sendungen ist im OKK – Fernsehen vorhanden. Von 2004-2006 wurden mit einem mobilen TV-Studio etliche nieder­deutsche Theaterstücke, die Laienspielgruppen aufführten, aufgezeichnet und im OKK und OKF gesendet. Auf diese Weise wird auch dieser wichtige Teil des niederdeutschen Kulturlebens gepflegt. Hinzu kamen Aufzeichnungen der Plattdeutschen Kirchentage und von Schölers leest Platt. Darüber hinaus überträgt der OKF seit 2003 regelmäßig die Sendereihe „Tein vör Acht – Plattdüütsch in’n OK Flensburg“ mit Lesungen plattdeutscher Kurzgeschichten. Insgesamt 93 Folgen wurden bereits im Fernsehstudio des OKF produziert. Es ist geplant, diese Sendereihe auch im OKK auszustrahlen.

3.4 Romanes
Hier gibt es keine Aktivitäten des Offenen Kanals.

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4 Sendungen in Minderheitensprachen im OK Hörfunk

4.1 Dänisch
Bis auf vereinzelte Sendungen im OKWK gibt es keine dänischsprachigen Sendungen im regelmäßigen Programm der Offenen Kanäle Hörfunk. Allerdings wurden während der Nordischen Filmtage in Lübeck im November 2006 Interviews und Berichte des OKL in den skandinavischen Originalsprachen Dänisch, Norwegisch und Finnisch geführt (und jeweils deutsch übersetzt). Diese Sendungen wurden auch in Kiel und an der Westküste live verbreitet.

4.2 Friesisch
Im OKWK sendet seit dem 1. April 2005 Nordfriisk Radio (NFR) ein buntes Programm mit Musik und Nachrichten aus der Region in nordfriesischer Sprache. Dieses friesische Webradio sendet hauptsächlich nicht über UKW, sondern über das Internet (www.nfradio.de). Seit dem Sendestart wird das Programm des NFR aber auch über den OKWK im Sendegebiet an der Westküste auf UKW ausgestrahlt. 2005 sendete NFR werktäglich live von 20.00 bis 22.00 Uhr. Seit Mitte April 2006 hat NFR seinen Sendebetrieb reduziert und sendet im OKWK am Samstagvormittag von 9.00 bis 11.00 Uhr. Seit dem 1. Jan. 2008 hat das NFR seinen Sendebetrieb eingestellt.

Wegen der Existenz der Frisistik am Nordischen Institut der Christian-Albrechts- Universität zu Kiel sind einige Studierende, die am Projekt „Campusradio“ des OKK teilnehmen, des Friesischen mächtig. Auf diese Weise gelangen gelegentlich friesischsprachige Beiträge in das Programm von Kiel FM, dem OKK Hörfunk.

4.3 Niederdeutsch
Im OKWK sind plattdeutsche Beiträge im wöchentlichen dreistündigen Magazin ETS Radio (Aussenstudio Stapelholm) ein fester Bestandteil (Rubrik: Ick vertell di mol wat). Diese Beiträge werden u.a. von Schülern der Plattdeutsch AG der Stapelholm Schule in Erfde gestaltet. Auch eine regelmäßige plattdeutsche Talkshow der VHS Heide strahlt der OKWK in seinem Programm aus.

Durch gemeinsame Räumlichkeiten am Studiostandort Garding gibt es seit Frühjahr 2007 eine enge Kooperation mit der heimatkundlichen Arbeitsgemeinschaft Stadt und Kirchspiel Garding sowie dem Heimatbund Landschaft Eiderstedt e.V. Vertreterinnen und Vertreter produzieren regelmäßig halbstündige Sendungen mit Geschichten und Döntjes, die im Programm des Offenen Kanals sowie in der Sendung der Stadtredaktion Garding ausgestrahlt werden. Darüber hinaus sind im OKWK niederdeutsche Beiträge überwiegend unregelmäßig in Sendungen eingestreut und werden nicht innerhalb einer bestimmten Struktur gesendet.

Im OKL haben umfangreiche niederdeutsche Sendungen und Beiträge einen festen Platz, überwiegend im Zusammenhang mit der dortigen Seniorenarbeit. So gibt es etwa im wöchentlichen Magazin Senior und Senior 50+ die plattdeutsche Geschichtenecke und jeden ersten und dritten Montag im Monat sendet das Stadtmagazin Ratzeburg, das überwiegend von Senioren betrieben wird, im Rahmen einer 55-Minutensendung einen plattdeutschen Beitrag. Außerdem gehört dort plattdeutsche Musik zum festen Repertoire. Im Seniorenradio Bad Schwartau wird regelmäßig über plattdeutsche Treffen berichtet. Regelmäßige Plattdeutsche Sendungen bringt auch das Außenstudio „Radio aus Bad Segeberg“ im Hamburger Klönschnack und im Folkclub Bad Segeberg.

4.4 Romanes
Hier gibt es keine Aktivitäten des Offenen Kanals.

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5 Ausblick

Grundsätzlich wird der Offenen Kanal nicht nachlassen, seine oben beschriebenen Aktivitäten durchzuführen. Darüber hinaus ist für 2008 geplant, nach den erfolg­reichen Multiplikatorenschulungen für Angehörige der dänischsprachigen Minderheit zusätzlich ein vergleichbares Projekt für die friesischsprachige Minderheit anzubieten. Der OKWK plant im Rahmen des plattdeutschen Jahres mehrere „Einsteigerradioworkshops für Plattschnackers“.

Derzeit wird auch überlegt, ob es in Wiederholung eines ersten Anlaufs im Jahr 2000 frequenztechnisch und finanziell sinnvoll und möglich ist, eine Frequenz zu koordinieren und zu betreiben, die die nordfriesischen Inseln und das friesisch­sprachige Festland versorgt. Diese Frequenz wäre vom OKWK auszufüllen. Zur Umsetzung dieser Maßnahme sind aber viele Voraussetzungen noch völlig ungeklärt, sodass ein Zeitplan zur Umsetzung nicht vorliegt.

Ein weiterer Schwerpunkt wird der Versuch sein, regionalsprachliche Aktivitäten an die „MarktTreffs“ anzukoppeln. MarktTreffs sind Mittelpunkte einer ländlichen Gemeinde, die Einkaufen und Klönen, Dienstleistungen und Internet, Bürgerengagement und Ehrenamt verbinden. Gemeinsam mit Akteuren aus den Regionen soll im Laufe des Jahres 2008 eine MarktTreff Radioredaktion (zur Auswahl: Stadum oder Neukirchen/ NF) entstehen, die regelmäßig über Ereignisse und Veranstaltungen in der Region berichtet – auf hoch- und/oder plattdeutsch sowie friesisch. Hierfür werden im laufenden Jahr vom OKWK Regionsreporter ausgebildet, die Radiobeiträge aus der und über die Region selbständig produzieren.

In Zusammenhang mit seinem Arbeitsschwerpunkt „Medienbildung im ländlichen Raum“ plant der OKSH außerdem, 2008 ein „fliegendes digitales Klassenzimmer“ zu betreiben, einen Anhänger mit PC-Arbeitsplätzen, in dem – z.B. zu Umwelt- und Weltthemen – vor Ort Schulung und Berichterstattung kombiniert werden sollen. In dieses „Medienbildungsmobil“ soll eine „Ecke Digitale Heimat“ integriert werden.

In dieser „Ecke“ sollen von Jugendlichen und anderen Interessierten, die hierfür zu schulen sind, Dorfeinwohner gebeten werden, zu noch festzulegenden Themen oder Zeiträumen Geschichten zu erzählen. Hierfür ist eine digitale Dokumentations­umgebung erforderlich, die zusammen mit dem Schleswig-Holsteinischen Heimatbund entwickelt werden soll.

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