Offener Kanal und Digitalisierung (April 2008)

1    Was ist Digitalisierung
2    Produktion
3    Sende- und Außenübertragungs(AÜ)-Leitungen
4    Verbreitung
5    Digitale Kopien
6    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
7    Archivierung
8    Büro
9    neue Bürobereiche

1 Was ist Digitalisierung?

Der Begriff der Digitalisierung1 wird unterschiedlich verwendet und bezeichnet

  • einerseits ganz allgemein die Umsetzung eines analogen Signals (z.B. der elektrischen Spannung, der Helligkeit, des Schalls) in eine Folge digitaler Werte, aber auch
  • den Übergang von Analog- zur Digital-Technik, speziell den rückläufigen Einsatz analoger zugunsten digitaler Elektronik in vielen Bereichen des beruflichen und alltäglichen Lebens.

Im Offenen Kanal spielt die Digitalisierung seit seiner Gründung eine wichtige Rolle, und zwar in beiden der oben genannten Bedeutungen. In dieser Betrachtung soll es jedoch überwiegend um den Technikübergang gehen.

Allgemein begann die Digitalisierung im Offenen Kanal mit der Büro­technik. Während 1989 das erste Konzept für den Offenen Kanal noch mit einer Schreib­maschine mit Speicher geschrieben wurde, so dass Korrekturgänge mit weniger Aufwand benötigten, wurde der OK Kiel 1991 gleich mit einem Büro PC eingerichtet, der zwei Jahre später mit drei weiteren vernetzt wurde. In die Medientechnik hat sich die Digitalisierung anfangs, ab 1991, nur mit „Commodore Amiga“-Computern zum Einfügen von Untertiteln im Videoschnitt „eingeschlichen“, aber bereits ab 1995 als Standard in die Audioschnitt- und -übertragungstechnik. Digitale Videoschnitt- sowie -übertragungs- und -sendetechnik folgte erst ab 2002.

Die wichtigsten Fragen bei der Digitalisierung der Medientechnik sind:

  • Wie kann ein analoges Audio- oder Videosignal verlustfrei in ein digitales Signal gewandelt werden? Das Hauptproblem dabei ist, dass Videotechnik mit 50 Hz arbeitet, während PC-Technik andere Frequenzen nutzt.
  • Wie geht man mit den enormen Datenmengen um, die bei der Speicherung von Mediendateien entstehen? (Die Textdatei für diese Vorlage hat einen Umfang von 59 KB, eine zehnminütige Videodatei umfasst bereits ca. 150 MB, also 153.600 KB, mithin ein 2.600faches.) Welches Ordnungssystem ist anzuwenden? Wie können digitale Daten „griffbereit“ bleiben und zügig bearbeitet werden?
  • Bei digitalen Daten ist eine Kopie ein zweites Original, die Kopie ist vom Original nicht mehr zu unterscheiden. Welche rechtlichen Fragen gibt es?
  • Zu welchem Zeitpunkt ist eine Umstellung auf digitale Verarbeitung und Verbreitung sinnvoll und finanzierbar?
  • Bleiben die Geräte und Verfahren bedienbar – für Mitarbeiter und Nutzer?

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1

    • In Anlehnung an Wikipedia, Stichwort „Digitalisierung“

2 Produktion

2.1 Radioproduktion
Als der OK Lübeck, der ersten Offenen Kanal Hör­funk in Schleswig-Holstein, 1992 seine Arbeit aufnahm, fand die Produktion auf analogen Kassettenrekordern und die Nachbearbeitung auf großen Bandmaschinen stattfand, bei denen die Bänder körperlich zerschnitten und wieder zusammen gesetzt wurden. PC-Audio­bear­beitungs­programme fanden ab 1995 Einzug in den OK Hörfunk. Dabei waren die ersten PC-Schnitt­geräte im OK Lübeck „stand alone“-Geräte, PCs mit spezieller Soft- und Hardware, die sogar deutlich teurer waren als her­kömmliche pro­fessionelle Band­maschinen. Der OK Lübeck hat das erste dieser Geräte für das „Dauerband“ ein­gesetzt (bis dahin eine Audiokassette im „auto-return“-Modus), mit dem ein breiteres Musikangebot und eine genaue Zeitsteuerung erreicht wurden.

  • Seit 2006 ist gute kostenlose Software für jeden PC verfügbar, der auf diese Weise zum Audioschnitt-PC wird.
  • In den MultimediaLabs, die es an jedem Standort des Offenen Kanals in Schleswig-Holstein gibt, ist jeder PC audioschnittfähig.
  • Über eine Netzwerkanbindung können die im MMLab und auf den anderen Audioschnittplätzen entstandenen Beiträge direkt in den PC-basierten Hörfunkstudios genutzt werden.

2.2 TV-Produktion
Bei der TV-Produktion ist die lineare und non-lineare Digitalisierung zu unter­scheiden. Während die lineare Digitalisierung – das Aufzeichnen von Videosignalen auf digitale Bänder („DV, DV CAM“) – seit 1999 eine erhebliche Verbesserung der Bildaufzeichnungs- und Sendequalität im OK mit sich brachte, ist die nonlineare Video­produktion (PC-Schnitt beispielsweise mit „Adobe Premiere“ oder „Pinnacle Studio“) im OK nicht so weit verbreitet, wie es technisch möglich wäre.

  • Die Umstellung vom analogen auf digitalen Bandschnitt ist für die Nutzer quasi folgenlos. Die Kassetten sehen ähnlich aus, die Geräte auch, die Bedienungsoberfläche („Schnittsteuerung“) ist fast identisch mit der für analoges Video, wenn auch der Signaltransport und die Funktionalitäten völlig andere sind. Diese Einführung hat sich „nur“ durch eine deutliche Ver­besserung der Bildqualität bemerkbar gemacht. Seit 2001 ist der Bandschnitt im OK TV vollständig auf digitale Bänder umgestellt.
  • Der Videoschnitt am PC dagegen erfordert ein ganz anderes Nutzer­verhalten als am Bandschnittplatz. Während beim Bandschnittplatz die Kassetten von den Nutzerinnen und Nutzern mitgebracht, zu Beginn der reservierten Nutzungs­zeit in die Geräte gesteckt, dann bearbeitet und am Ende wieder mitgenommen werden, wird beim PC-Schnittplatz das Material komplett in den PC eingelesen und erst dann bearbeitet. In der Folge muss die Disposition am PC-Schnittplatz völlig anders sein, die Nutzer müssen ihr Projekt in einem begrenzten, vorgegebenen Zeitraum (z.B. vier Wochen) fertigstellen, es können aus Gründen der Kapazität und Datei­ver­waltung nur fünf bis zehn Projekte parallel an einem Schnittplatz bearbeitet werden. Neue Nutzer können den Schnittplatz erst nutzen, wenn ein altes Projekt abgeschlossen und komplett von der Festplatte entfernt wurde. Auch die Nutzung externer Festplatten bringt nur geringfügige Verbesserungen.
  • Die Bedienung von Bandschnittplätzen ist etwa um den Faktor 10 einfacher als die von PC-Schnittprogrammen. Die notwendige Zeit, in PC-Schnitt­pro­gramme einzuführen, ist oft nicht vorhanden. Hinzu kommt, dass PC-Schnitt­programme über eine unendliche Anzahl von Funktionalitäten verfügen, die im Fernsehbetrieb nicht erforderlich, oft sogar störend sind.
  • Es hat sich auch eine Verlagerung der Nutzeraktivitäten ergeben. Durch die Leistungssteigerung der Standard-PCs finden Schnittaktivitäten oft zu Hause auf dem eigenen PC statt. Die Aktivitäten des Offenen Kanals verlagern sich auf die Schulung im Offenen Kanal, und zwar mit verschiedenen Schnitt­programmen und auf die spätere Betreuung zu Hause (Trouble shooting).
  • Trotz der angesprochenen Probleme und Einschränkungen im nonlinearen Videoschnitt im Offenen Kanal wird dieser verstärkt nachgefragt. Durch anderweitige Vorkenntnisse oder bereits zuhause vorhandener Computer­technik sind die Nutzer häufig auf den nonlinearen Schnitt eingestellt. Hierauf reagiert der Offene Kanal durch Erhöhung der Schnittplatzkapazität im non­linearen Bereich (2008 werden z.B. im Offenen Kanal Kiel drei weitere nonlineare Schnittsysteme beschafft und in Betrieb genommen).

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3 Sende- und Außenübertragungs(AÜ)-Leitungen

3.1 Leitungen fürs Radio
Während beim Sendestart des OKL 1992 Außenübertragungen noch über teure Telekomleitungen erfolgten, konnte bereits seit 1995 Hörfunk über günstigere ISDN-Verbindungen problemlos übertragen werden. Sowohl die An­bindung der Außen­studios, wie beispielsweise von Bad Segeberg zum OK Lübeck oder von Husum zum OK Westküste in Heide, erfolgte via ISDN. Auch übertrug der OK live über kurz­fristige ISDN-Anschlüsse beispielsweise von Marktplätzen oder aus dem Jugend­mediencamp „Floh im Ohr“. Zwar haben sich die Kosten für vorübergehende ISDN-Anschlüsse in den letzten Jahren stark verteuert (von ehemals 150,00 DM auf in­zwischen etwa 350,00 Euro für eine Aktion), sind aber im Vergleich zu Telekom-Radioübertragungsleitungen immer noch preiswert. Weniger preiswert ist die dafür notwendige Soft- oder Hardware, die mit 1.000,00 (Softwarelösung) bis 5.000,00 Euro (Hardwarelösung) pro Station zu Buche schlägt.

Seit etwa 2003 steht auch über das Internet eine ausreichende Bandbreite zur Übertragung von Audiodatenströmen (mit up- und downstream 128 Kbit/s) zur Verfügung. Zwar ist das Internet als Transportweg von Signalen von A nach B praktisch kostenlos, jedoch unzuverlässig. Bei jeder Sendeunterbrechung, die mehrmals pro Stunde geschehen kann, muss die Verbindung komplett neu aufgebaut werden. Zurzeit wird deswegen – wenn möglich – davon abgesehen, das Internet als Verbindungsweg zu nutzen.

Oft genutzt im Hörfunk wird dagegen die Möglichkeit, vorproduzierte Sendungen auf einem OK-eigenen Server abzulegen, komplett herunter zu laden, in die digitale Sendeabwicklung einzufügen und dann zu senden. Bei diesem Übertragungsweg, der ebenfalls kostenfrei ist, entstehen keine Probleme. Allerdings können Live­sendungen auf diese Weise nicht übertragen werden.

3.2 Leitungen für TV
Bei Sendestart des OK Kiel konnten Sendungen von außen ausschließlich per extra angemieteter Telekomleitung realisiert werden. Dies verursachte jeweils einmalige Kosten von etwa 3.000,00 DM und zusätzliche Kosten von etwa 1.000,00 DM pro Tag. Schon 1998 wurden diese Kosten verdreifacht. Der OK hat deswegen versucht, auf verschiedenen Wegen digitale Übertragungswege, drahtlos oder drahtgebunden, zu realisieren.

Bereits seit 1998 wurden mit einem ISDN-Bildtelefonsystem beispielsweise Sitzungen der Ratsversammlung, des Landtages oder bei Wahlen aus Rathäusern in einfacher Bildqualität von außen zum OK übertragen. Ähnliche Technik wird heute noch für die Ratsversammlung Neumünster oder den Kreistag Rendsburg-Eckern­förde genutzt. Eine Erhöhung der möglichen Bandbreite dort ist in Arbeit, die Hauptprobleme bestehen in der Abstimmung von hohen Datenraten einerseits und kreiseigenen Datenschutzsystemen andererseits.

Für Verbindungen mit Sichtkontakt kommen auch drahtlose Verbindugen in Frage, mit denen die Erfahrungen (z.B. eine draht­lose gerichtete W-LAN-Verbindung vom OK Kiel zum Kieler Rathausturm, dann zu einem Hochhaus nach Friedrichsort, dann zum Olympiagelände Schilksee) im ersten Jahr recht gut waren. Durch die zu­nehmende Ver­breitung von W-LAN-Systemen insgesamt und die damit zu­sammen­hängende Reduzierung der Übertragungsbandbreite war diese Lösung bald nicht mehr praktizierbar. Seit 2005 nutzt der OK deshalb ausschließlich drahtgebundene Videoübertragungswege, entweder über extra dafür bereit gestellte Standleitungen (beispielsweise zum Landeshaus oder nach Schilksee) oder über ADSL-Anschlüsse (beispielsweise im Kieler Rathaus oder in der Kieler Nikolaikirche). Eine Sonder­lösung stellt die stadteigene digitale Verbindung vom Flensburger Rathaus zum Medienzentrum Flensburg dar, die für die Übertragung der dortigen Ratsver­sammlung genutzt wird und von der Stadt Flensburg kostenlos zur Verfügung gestellt wird.

Die drahtgebundene Bildübertragung hat Grenzen bei der Bildqualität. Einzelne Leitungen sind auf 2 MBit pro Sekunde limitiert, für eine Bildleitung in Fernseh­qualität werden 4 bis 6 MBit pro Sekunde benötigt. Die notwendige Bündelung von Leitungen ist kompliziert und teuer.

Aber digitale Leitungen werden vom OK nicht nur als AÜ-Strecken, sondern auch als Einspeiseleitungen in Kabelnetze genutzt. Seit einem Jahr versorgt eine 2 MBit-Standleitung „Kabelinseln“, die durch die Restrukturierung der Kabelnetze der Kabel Deutschland entstanden sind, mit dem Signal des OK. Dies ist beispielsweise in Kiel-Wellingdorf, Neumünster oder in einem Bereich in Flensburg der Fall. Inzwischen laufen diese Vermittlungen recht problemlos, allerdings nicht in voller TV-Qualität.
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4 Verbreitung

4.1 Digitalisierung der Rundfunk-Verbreitungswege
4.1.1 Radio
Die Diskussion über die Verbreitung digitalen Rundfunks ist voll entbrannt. Nach mehreren Startversuchen scheint die Verbreitung über DAB keine große Rolle mehr zu spielen. Die Radioverbreitung über DMB- oder DVB-T-Frequenzen wird diskutiert und zurzeit über ein „call for interest“ bundesweit von den Landesmedienanstalten bei den bundes- oder landesweiten Rundfunkveranstaltern abgefragt. Ein Problem stellt dabei sicherlich die Zurverfügungstellung lokaler oder regionaler Frequenzen dar, hier ist guter Wille der Medienanstalten festzustellen, eine Lösung aber noch nicht in Sicht.

4.1.2 TV
Die Verbreitung des Fernsehens über digitale Kabelfrequenzen ist in den digitalisierten Kabelnetzen bereits Praxis. Allerdings ist völlig unklar, zu welchem Zeitpunkt die letzten analogen Sender aus dem Kabel genommen werden – zurzeit werden noch über 30 Sender analog im Kabel verbreitet. Es kann nicht Ziel des Offenen Kanals sein, eine technische Vorreiterrolle zu spielen, denn die Anzahl der digitalen Kabelempfänger ist immer noch vergleichsweise gering. Ein Empfang im digitalen Kabel würde die Empfangsmöglichkeiten sofort auf einen Bruchteil des bisherigen beschränken. Hier muss also abgewartet werden, wann ein genereller analog-digital Switch stattfindet. Ein Modell könnte – wie in Bayern für kommerzielle lokale TV-Sender – die parallele Verbreitung im analogen und im digitalen Kabel sein.

Erfreulicherweise sind sowohl im Medienstaatsvertrag HSH als auch in dessen diskutierten Veränderungen alle Weichen gestellt, um auch im digitalen Kabel eine kostenlose Verbreitung, wenn sie denn kommt, sicherzustellen.

4.2 Ausstrahlung an Zuschauer/ Hörer per Internet
Grundsätzlich ist für die Verbreitung im Internet zu unterscheiden

  • in TV- oder Radiostream2. Hier ist das jeweils aktuelle TV- oder Radiosignal zu sehen bzw. zu hören, allerdings in unterschiedlichen Auflösungen.
  • Abruf-TV oder -Radio („on demand“). Einzelne Beiträge stehen dauerhaft zum Abruf zur Verfügung und können zu jedem beliebigen Zeitpunkt und in beliebiger Wiederholung rezipiert werden.

Der Verbreitung von Rundfunkprogrammen über das Internet kommt eine immer größere Bedeutung zu. Schaut man sich jedoch die konkrete Nachfrage an, spielt die Versendung kompletter Fernseh- oder Hörfunkprogramme über das Internet („stream“) bis heute eine eher untergeordnete Rolle. Der Abruf einzelner Beiträge dagegen erfreut sich steigenden Interesses.

Die rechtlichen Hürden für die Verbreitung von OK-Beiträgen im Internet sind durch die neue OK-Satzung einerseits und einen neuen Vertrag mit der Gema bzw. GVL andererseits inzwischen genommen. Technische Hürden bestehen nicht.

4.2.1 Radio
Die Frage der Verbreitung eines Hörfunkprogrammes über das Internet (radio­stream) stellt sich natürlich wegen des verhältnismäßig geringen Datenvolumens besonders für Hörfunk. In den letzten Jahren haben etliche Internetradios neu begonnen zu senden, fast alle haben aber ihren Betrieb inzwischen eingestellt – wenn sie nicht ehrenamtlich betrieben werden. In der Praxis haben nur wenige Programme Empfängerzahlen im drei- oder sogar vierstelligen Bereich. Allerdings ist eine Verbreitung von Sendungen über das Internet aus PR-Gründen sinnvoll und wird deshalb auch in Zukunft vom Offenen Kanal, zusätzlich zu terrestrischen Verbreitung, angeboten. Die notwendigen rechtlichen und urheberrechtlichen Schritte wurden in den letzten Monaten unternommen.

Seit Januar 2007 stellt der OK Lübeck, seit August 2007 der OK Westküste einzelne Beiträge als „Radio on demand“ zur Verfügung, ein Angebot im OK Kiel wird in Kürze folgen.

4.2.2 TV
Nachdem alle rechtlichen Barrieren beseitigt sind, soll das Signal von Kiel TV, dem OK Kiel Fernsehen, in Kürze auch als Stream angeboten werden, allerdings nicht in Fernsehauflösung, sondern in einem kleinen Bildschirm, um sich einen Eindruck von dem Programm verschaffen zu können. Ein gleiches Angebot des OKF soll im Herbst folgen, wenn dort der Umbau der Sendeabwicklung abgeschlossen ist.

Das Angebot einzelner Beiträge als Video on demand ist seit 1. April 2008 ebenfalls rechtlich und technisch möglich und soll bei Kiel TV in Kürze angeboten werden, beim OKF ebenfalls im Herbst 2008.
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2Bei der Verbreitung im Internet gibt es ein entscheidendes Problem. Der Datenstrom und die damit einhergehenden Kosten steigt proportional zur Anzahl der Rezipienten. Dies hat die Folge, dass ein Programm für den Sender umso teurer wird, je mehr es rezipiert wird.

5 Digitale Kopie

Schon immer hat der Offene Kanal im Fernseh- und Hörfunkbereich Medienkopien erstellt. Im Fernsehbereich war es beispielsweise aufwändig, eine größere Anzahl an Kopien von Beiträgen herzustellen, es wurden Mittel und Arbeitszeit eingesetzt, um funktionierende Kopieranlagen zur Verfügung zu stellen.
Im OK Kiel existiert hierfür eine Kopierstraße, ein Rack mit ca. zehn fest installierten Videorekordern, mit denen Kopien auf die bei den Nutzern zuhause vorhandenen Videosysteme hergestellt werden können (in der Regel VHS/Super-VHS).
Solche Kopien sind

  • relativ schlecht in der Qualität (jeder Kopiervorgang im analogen System führte zu einer Verschlechterung der Qualität),
  • die Herstellung war zeitaufwändig (kopiert wurde grundsätzlich in Echtzeit, d.h., 60 Minuten Film benötigten 60 Minuten Kopierzeit) und
  • relativ teuer (die preiswerteste Marken-VHS-Kassette kostet ca. 2,00 Euro).

Durch die Digitalisierung haben sich diese Kopiertätigkeiten völlig verändert.

  • Seit Einführung der DVD sind keine speziellen Kopieranlagen mehr notwendig, jeder Standard-PC kann DVDs kopieren.
  • Das Kassettenmaterial ist einer der wenigen Bereiche, bei denen Kosten für die Nutzer entstehen. Durch die wesentlich preiswerteren DVD-Rohlinge (ca. 30 Cent) fällt dieser Kostenpunkt kaum mehr ins Gewicht.
  • Die Herstellung einer DVD-Kopie geht wesentlich schneller vonstatten, bei heutigen Standard-PCs wird in acht- bis sechzehnfacher Geschwindigkeit kopiert.

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6 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Die Digitalisierung hat Konsequenzen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Arbeitsprozesse und Bedienung der Maschinen hat sich stark verändert, häufig ist Spezialwissen zur Klärung von Problemen oder Inbetriebnahme von Geräten notwendig. Auf diese Umstände hat der Offene Kanal reagiert:

  • Das Personal wurde in zehn durch den Offenen Kanal durchgeführten Fortbildungen mit den Grundlagen der digitalen Datenverarbeitung und den digitalen Schnittsystemen vertraut gemacht.

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7 Archivierung

Bei der Frage der Verbreitung der Beiträge, die im Offenen Kanal Hörfunk oder Fernsehen vorliegen, über noch nicht etablierte Verbreitungswege (beispiels­weise Video on demand, Handy-TV, UMTS) ist deutlich geworden, dass jede den bis­herigen linearen Sendeverfahren nicht entsprechende Verbreitung eine konsequente und systematische Archivierung aller Beiträge erfordert. Bisher werden die Beiträge im Offenen Kanal nur nach dem Produktionsdatum oder dem Sendedatum archiviert. In Zukunft müssen die Beiträge auch nach Inhalten, auftretenden Personen o.ä. archiviert werden, um sie für andere Verbreitungs­verfahren zu erschließen. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit dem Hamburger Sender TIDE versucht zurzeit, an die NDR-Archivierungsverfahren angelehnte Prozeduren zu entwickeln.
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8 Büro

Die Entwicklung der Bürotechnik im Offenen Kanal ist seit dessen Gründung un­spektakulär. Schriftstücke und Tabellen, Haushaltspläne wurden und werden in einem Computernetzwerk erstellt. Die Veränderungen in der Bürotechnik hängen im Wesentlichen mit der Veränderung des Stands der Technik sowie mit den immer höheren Ansprüchen der einfachen Text- und Bildbearbeitungsprogramme zusammen. Aus Kostengründen werden im Offenen Kanal einheitlich Open Source Büroprogramme (Open Office 2.0) verwendet.

Keinen Eingang gefunden hat die EDV in die Disposition von Sendezeiten, Räumen und Leihgeräten. Praxistests haben immer wieder ergeben, dass hier Bleistift­ver­fahren um bis zu zehnmal schneller sind als EDV-Verfahren.

Substanzielle Veränderungen der Bürotechnik und Auswirkungen dieser Ver­änderungen auf den Offenen Kanal werden nicht erwartet.
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9 neue Betätigungsbereiche

Die Möglichkeiten des Web 2.0 (Interaktivität, „User Generated Content“) werden am ehesten durch die Angebote von „You Tube“ und „My Space“ deutlich. Dort können Nutzer Videos und Textdateien weltweit Anderen zur Verfügung stellen. Allerdings sind viele Fragen, die zum Beispiel mit Verbreitungsrechten und Jugend­schutzvorschriften zu tun haben, noch nicht abschließend geklärt.
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