Beitragsformen im Hörfunk

Eine Radiosendung besteht im Wesentlichen aus Beiträgen (z.B. einem Interview), Moderation und Musik. Als „schnellstes Medium der Welt“ ist Radio geradezu ideal, um den Hörern journalistisch aufbereitete Informationen zu vermitteln.

Die wichtigsten Beitragsformen

Beim Interview unterscheidet man zwischen Interview zur Sache/Person und Recherche-Interview. Aufgezeichnete Interviews werden oft auch in BmE („Beitrag mit Einblendungen“, gebauter Beitrag), Berichten und Features verwendet, oder in Nachrichten zu kurzen Statements gekürzt.

Für ein gutes Interview gilt es vieles zu beachten: Die Auswahl des Interview-Partners, die Vor-Recherche, das Schaffen einer angenehmen Atmosphäre, die Fragetechnik, der passende Tonfall und vieles mehr.

Gute Tipps gibt es auf der Internetseite mediamanual.at und noch ausführlicher in diesem PDF-Dokument des Mediensyndikats.

Radioumfragen sind kurze Statements – meistens von Menschen des direkten sozialen Umfelds – zu einem bestimmten Thema. Sie sind nie repäsentativ, sondern nur eine Heranführung an ein Thema, selten live, meist zusammengeschnitten. Wichtig: Stimmkontrast, gute Verständlichkeit, differenziertes Meinungsspektrum, nicht länger als zwei Minuten.

Weiterführende Infos gibt es auf der Internetseite mediamanual.at.

Beiträge sind selten live, meist vorproduziert und aus verschiedenen Bestandteilen zusmmengesetzt, „gebaut“. Der Beitrag besteht in der Regel aus einem Wechsel zwischen Autorentext und O-Tönen. In den O-Tönen finden sich Atmo, Statements, Interviews, Umfragen, Diskussionen etc. wieder. Länge ca zwei bis fünf Minuten.

Wie man einen Bericht mit O-Tönen zusammenbaut, findet man in diesem PDF-Dokument von Andreas Klug von der Internetseite mediasyndikat.de gut dargestellt.

Meldungen und Nachrichten sind informierende, auf Tatsachen bezogene journalistische Darstellungsformen, die aktuelle Ereignisse und Themen vermittelt. Beim Verfassen ist Verständlichkeit das oberste Gebot. Die Hörer müssen den Text auf Anhieb verstehen, da sie nicht, wie in der Zeitung, noch einmal nachlesen können. Um Verständlichkeit zu erzielen, müssen die gesprochenen Texte kurz und prägnant, logisch und gut gegliedert sein. Der Sprecher sollte Sachlichkeit, Unparteilichkeit und Objektivität vermitteln.

Unter einer Meldung versteht man einen kurzen Aufsager. Sie enthält in der Regel keine O-Töne und wird vom Moderator während der Sendung – beispielsweise zwischen zwei Musikstücken – vorgetragen.

Nachrichten können „trocken“ präsentiert werden oder mit anderen journalistischen Elementen angereichert sein.

Beim Aufbau einer Nachricht/Meldung kommt immer das Wichtigste zuerst – und das ist immer die Kernaussage. Es folgen weitere Informationen mit abnehmender Bedeutung in kurzen Sätzen (12 bis 15 Wörter). Die fünf W-Fragen werden beantwortet: Was? Wer? Wann? Wo? Warum?

Weiterführende Tipps, u.a. zur Präsentation von Nachrichten, gibt es auf der Internetseite mediamanual.at.

Eine Reportage wird meist bei aktuellen Ereignissen oder neuen Entwicklungen eines bereits bekannten Themas eingesetzt. Der Reporter berichtet direkt vom Ort des Geschehens und vermittelt den Hörern so einen Eindruck von der Situation. Häufig sind Hintergrundgeräusche oder auch O-Töne von Passanten oder Anwohnern zu hören. Die Reporter sind sozusagen die „Kameraleute des Hörfunks“, die ihren ZuhörerInnen „Kino im Kopf“ bieten.

Allerdings sind Live-Reportagen selten geworden, häufiger dagegen sind Aufzeichnungen von Reportagen, die nachbearbeitet werden können. Die Reportage gilt als eine der schwierigsten Künste des Radiojournalismus.

Mehr Hintergünde gibt es auf der Internetseite mediamanual.at.

Wieviel Arbeit es macht O-Töne mit lockeren Texten zu verbinden, und warum es sich trotzdem lohnt, kann man in diesem Beitrag auf radio-machen.de nachlesen.

Der Kommentar vermittelt eine Meinung und bezieht dadurch kritisch Position zu einem Thema. Darüber hinaus versucht der Kommentar Informationen zu vertiefen, Hintergründe zu beleuchten, Zusammenhänge herzustellen und mögliche Folgen eines Ereignisses abzuschätzen. Dadurch soll es den HörerInnen erleichtert werden, sich eine eigene Meinung zu bilden. Ein Kommentar spiegelt immer die subjektive Sicht seines Verfassers wider. Er kann nicht objektiv und ausgewogen sein und sollte als Meinungswiedergabe klar erkennbar und gekennzeichnet sein.

Im Prinzip ist das Kollegengespräch eine Unterhaltung zwischen dem Moderator, der durch die Sendung führt, und einem Reporter, der sich über das entsprechende Thema informiert hat. Das Kollegengespräch wird häufig für Verbrauchertipps oder lokale Informationen eingesetzt und kann O-Töne eines Experten enthalten, die während des Gespräches kurz eingespielt werden.

Weiterführende Links

Eine Übersicht der gängigsten Darstellungs- und Sendeformen und weitere Informationen gibt es auf der mediamanual.at und in dieser Dokumentation der Pädagogischen Hochschule Wien.

Weitere Infos

  • Eine schöne Sammlung allgemeiner Tipps für (junge) RadiomacherInnen gibt Radiojournalistin Sandra Müller auf ihrem Blog radio-machen.de.
  • Die Landesmedienzentrale Baden-Württemberg hat auf ihrer Homepage eine Übersicht journalistischer Elemente für die Radioarbeit gesammelt: Beitrag 1, Beitrag 2, Beitrag 3.
  • Das *Standardwerk* in gedruckter Form ist: Radio-Journalismus – Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis im Hörfunk (Journalistische Praxis)
    von Walther von La Roche und Axel Buchholz ( ISBN 9783471780404)
  • Ein Einsteigerbuch, das Lust auf Radio macht und nicht abschreckt:
    Radio machen (Wegweiser Journalismus) von Sandra Müller (ISBN 9783744506557)
  • Praxisnahes für Erzähl-Enthusiasthen bietet: Geschichten erzählen: Storytelling für Radio und Podcast (Journalistische Praxis) von Sven Preger (ISBN 9783658234270)